Wien/Klosterneuburg. Der Wille zur Zusammenarbeit wurde bisher überschätzt. Eine einzelne Unstimmigkeit untergräbt bereits den Kooperationswillen in einer Gesellschaft und kann sie in zerstrittene Gruppen spalten, berechneten österreichische Forscher mit spieltheoretischen Modellen. Sie berücksichtigten erstmals, dass Menschen oft uneins sind, was gut und was schlecht ist.
In früheren Arbeiten wurde immer mit der Annahme gearbeitet, dass jeder in der Gruppe über die anderen Bescheid weiß und alle die gleichen Werte vertreten. Auf die alte Art habe man acht Hauptstrategien ermittelt, die rasch zu einer stabilen Zusammenarbeit in einer Gesellschaft führen. Eine davon lautet etwa, dass man jemandem anderen nur hilft, wenn er einen guten Ruf hat. Bei einer anderen findet es jeder gut, wenn anderen geholfen wird, ganz egal, was man von einer Zielperson hält. Diese Modelle gehen aber samt und sonders davon aus, dass alle Beteiligten bestimmte Verhaltensweisen als gut empfinden, erklärt Christian Hilbe vom Institute of Science and Technology Austria. Dies ist im wirklichen Leben aber nicht der Fall. Manche Menschen finden es gut, dass man Ertrinkende egal welcher Herkunft aus dem Mittelmeer rettet, andere nicht.
Wenn Menschen in den Modellen über fehlerhafte Informationen verfügen können und Meinungsverschiedenheiten existieren, versagten diese acht Strategien. "Keine davon führte zu einem hohen Maß an Kooperation. Viele waren instabil oder setzten sich erst gar nicht in der Bevölkerung durch", so die Forscher. Welche Strategien zu stabiler Kooperation unter realistischen Voraussetzungen führen, könne man aber noch nicht sagen.