Zum Hauptinhalt springen

WWTF fördert Life Sciences mit 6,2 Millionen Euro

Von Alexandra Grass

Wissen
Die Zebrafischlarve als Modellorganismus.
© Universität Zürich

Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds steckt 6,2 Millionen Euro in Life-Sciences-Projekte.


Wien. Um die Brücke zwischen Labor und Klinik - also von der Grundlagenforschung hin zum Patienten - herstellen zu können, braucht es entsprechendes Kapital. Um Forschungstätigkeiten an dieser Schnittstelle voranzutreiben, fördert der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) deshalb regelmäßig vielversprechende Projekte. Neun solcher aus dem Bereich der Life Sciences wurden nun mit insgesamt 6,2 Millionen Euro bestückt. Sie wurden aus insgesamt 114 Anträgen ausgewählt.

Der Life Sciences Call 2018 "Linking Research & Patients‘ Needs" ist der jüngst abgeschlossene des WWTF, wie Geschäftsführer Michael Stampfer am Montag vor Journalisten ausführte. Der Fonds will nicht nur Spitzenprojekte finanzieren, sondern auch junge Wissenschafter an den Standort Wien binden. Seine Mittel konzentrieren sich neben den Life Sciences auf die Felder Informations- und Kommunikationstechnologien, Angewandte Mathematik und Kognitionsforschung.

Personalisierte Therapie

Das Projektteam um Sabine Taschner-Mandl von der St. Anna Kinderkrebsforschung ist eines der geförderten und widmet sich der Therapie und Diagnostik beim Neuroblastom. Diese Tumorerkrankung des vegetativen Nervensystems stellt etwa jeden zehnten bösartigen Krebs im Kindesalter dar. Im fortgeschrittenen Stadium ist es um die Überlebenschancen schlecht bestellt. Genau jenen Ultra-Hochrisikopatienten soll diese Forschung nun zugutekommen.

Das Projekt hat zum Ziel, die biologischen Mechanismen hinter der Erkrankung besser zu verstehen und Substanzen zu finden, die hier eingreifen können. Die Zebrafischlarve dient dabei als individueller Modellorganismus. Sie bekommt Tumorzellen des jeweiligen Patienten transplantiert, um in Folge die Wirkung von zielgerichteten Medikamenten nur innerhalb weniger Tage sehen zu können. Ärzten wird es damit möglich, die Chancen personalisierter Therapien besser einzuschätzen. 799.400 Euro fließen in das dreijährige Forschungsprojekt.

In einer weiteren Arbeit wird etwa untersucht, ob mit einer Mundspülung mit dem Aromastoff Homoeriodicytol (HED) vor dem Essen Geschmacksstörungen verhindert werden können. 40 bis 85 Prozent der Patienten mit Chemotherapie verfügen über einen bitter-metallischen Geschmack, der den Appetit verdirbt. HED maskiert Bitterstoffe und wirkt damit appetitanregend, erklärt die Ernährungsphysiologin Veronika Somoza vom Department of Physiological Chemistry der Uni Wien. In einer Studie werden die Effekte von HED auf die Geschmackswahrnehmung, die Nahrungsaufnahme und die Körperzusammensetzung erfasst. Somoza erhält für drei Jahre Forschungsarbeit 362.500 Euro.

366.000 Euro fließen in ein Projekt der Grundlagenforscherin Klaudia Schossleitner von der Medizinuniversität Wien. Gemeinsam mit ihrem Team erforscht sie, wie der Zusammenhalt von Blutgefäßen funktioniert, um ihre Barrierefunktion im Krankheitsfall zu unterstützen. Dabei wird untersucht, welche bereits zugelassenen Medikamente verwendet werden können, um ein unkontrolliertes Austreten von Flüssigkeit in umliegendes Gewebe zu verhindern. In der Behandlung von Hautkrebs, allergischen Reaktionen, Brandwunden oder Sepsis könnten neue Strategien von Nutzen sein.

Bildgebende Verfahren

Fünf der neun geförderten Projekte sind an der Medizinuni Wien angesiedelt, jeweils zwei an der Uni Wien und an der St. Anna Kinderkrebsforschung. Der nächste Life Sciences Call, der im Jänner 2019 startet, widmet sich Bildgebenden Verfahren, so Stampfer. Aktuell läuft eine Förderausschreibung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien. Der WWTF verfügt über ein Jahresbudget von rund zwölf Millionen Euro, das überwiegend von einer Privatstiftung gestellt wird.