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Gleichstellung anderer Art

Von Alexandra Grass

Wissen

Brust- und Prostatakrebs ähneln einander - gleiche Vorsorgeoptionen sind ausständig.


Wien. Die Screeningmethoden der vergangenen Jahre haben es mit sich gebracht, dass es beim Prostatakrebs um rund 20 Prozent wenig Todesfälle gibt. Die Zahl der fortgeschrittenen Erkrankungen ist gar um 75 Prozent zurückgegangen, betonte eine Expertenrunde am Montag in Wien. Das sei dennoch zu wenig Erfolg. In Österreich kommt es zu nahezu 5000 Neuerkrankungen und rund 1100 Todesfällen pro Jahr. Die Urologen fordern deshalb, analog zur Einladungspolitik für die Mammografie bei der Frau, ein eigenes Früherkennungs-System für Männer ab 45 Jahren. Zudem sollten bei Verdacht auf eine erblich bedingte Krebserkrankung auch genetische Untersuchungen ermöglicht werden.

"73 Prozent der Männer wissen, dass es eine Vorsorgeuntersuchung auf das Prostatakarzinom gibt. Aber nur 49 Prozent haben sie bisher auch durchführen lassen", betonte Christoph Klingler, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie. Mit Initiative namens "loose tie" soll das Thema vermehrt in die Öffentlichkeit gerückt werden, um Bewusstsein dafür zu schaffen, so die Experten.

Gleiche Genmutationen

Kontrolliert wird bei einem solchen Check vorrangig der sogenannte PSA-Wert (Prostata-spezifisches Antigen). Er nimmt als Marker einen wichtigen Stellenwert ein. Dessen Messung habe eine ähnliche Aussagekraft wie jene einer Mammografie für Brustkrebs, erklärte der Urologe Michael Eisenmenger. Er verlangt daher für die Männer dieselben Möglichkeiten wie für die Frauen.

Ein genauerer Blick auf die beiden geschlechtsspezifischen Tumorerkrankungen zeigt auch, dass der Brust- und der Prostatakrebs große Ähnlichkeiten aufweisen. Beide Arten haben einen hormonellen Bezug, aber auch genetische Gemeinsamkeiten. Die vom Brustkrebs durchaus bekannten Genmutationen BRCA1 und BRCA2, die vor allem erblich bedingte Tumore prägen, sind auch beim Karzinom der Vorsteherdrüse des Mannes ein hoher Risikofaktor für eine Häufung innerhalb der Familie. Nahezu 20 Prozent der Fälle sind auf solche Mutationen zurückzuführen, erklärte Shahrokh Shariat von der Wiener Uniklinik für Urologie.

Während bei familiärer Häufung bei Frauen entsprechende Tests von der Gesundheitspolitik anerkannt sind, bleibt die Finanzierung einer entsprechenden genetischen Untersuchung für Männer jedoch noch aus, so die Kritik. Dabei wäre eine solche wichtig, um sich Eingriffe wie Gewebeentnahmen zu ersparen, beziehungsweise diese gezielter durchführen zu können. Derzeit werden erst 60 Prozent der Neudiagnosen auf ein Prostatakarzinom im heilbaren Stadium gestellt. Da geht mehr, so die Experten.