Wien. (est) Es ist ein einfaches Experiment mit einer anspruchsvollen Conclusio: Kreativität ist keine Leistung des Intellekts. Das berichtet ein britisch-französisches Team auf der Basis einer Studie zu Produkt- und Technologieentwicklung in "Nature Behaviour".
In der Menschheitsgeschichte setzt die Entwicklung von Werkzeugen, Artefakten und Technologien, wie etwa Pfeil und Bogen, Booten oder Häusern, kein tieferes Verständnis dessen voraus, wie und warum diese Werkzeuge funktionierten. Vielmehr könnten sich im Lauf der Evolution "aus einer Reihe von Verbesserungen über die Generationen" immer bessere Werkzeuge herausgebildet haben, heißt es in einer Aussendung der Universität Exeter und der Katholischen Universität Lille.
Kulturleistungen
Das Forschungsteam bat jeweils fünf Testpersonen, sich in insgesamt 15 Reihen aufzustellen, um ein ingenieurtechnisches Problem zu lösen. Sie sollten die Geschwindigkeiten vierer abwärtsrollender Räder durch Verlagerung von Gewichten in den Radspeichen beschleunigen. Jeder Teilnehmer hatte fünf Versuche und erfuhr, wie die Person vor ihnen die Aufgabe gelöst hatte. Danach mussten die Probanden vorhersagen, welche zwei der vier Räder sich am schnellsten abwärts bewegen würden.
"Die Räder rollten von Person zu Person schneller, aber deren intellektuelles Verständnis der physikalischen Vorgänge verbesserte sich nicht", so die Forscher. Selbst wenn sie von ihren Vorgängern schriftlich bekamen, wie diese das Problem gelöst hatten, wurde der Sachverhalt nicht besser begriffen. Kausales Denken sei somit "keine Voraussetzung für Kulturleistungen, ähnlich wie komplexe Technologien offenbar kein Indiz für überlegene intellektuelle Fähigkeiten des Menschen sind", betont Studienautor Alex Mesoudi.