Die menschliche Intelligenz ist eine der folgenreichsten Erfindungen der Evolution. Genetische Mutationen sorgten in Jahrmillionen für immer größere Gehirne und immer differenziertere Fähigkeiten. Der Mensch begann, aufrecht zu gehen, nahm einen Pflug in die Hand, beackerte das Land und begründete Zivilisationen, während seine Cousins, die Primaten, sich weiterhin in den Bäumen von Ast zu Ast schwangen. Obwohl der Homo sapiens 98 Prozent seiner Gene mit dem Schimpansen teilt, baut er anders als dieser Pyramiden und Kathedralen, entwickelt Sprachen, malt Bilder, entwickelt Philosophien und fliegt zum Mond. Wissenschafter suchen nach den genetischen Schaltern, die die Evolution umlegen musste, damit wir uns unterscheiden.

Forscher aus China berichten, dass sie die Evolution im Labor abgekürzt haben. Was die Natur 25 Millionen Jahre seit dem letzten gemeinsamen Verwandten von Affe und Mensch gekostet hat, sei bei ihnen in Kürze erfolgt. Die Genetiker des Instituts für Zoologie in Kunming, der Hauptstadt der südchinesischen Provinz Yunnan, haben nach eigenen Angaben menschliche Gene in die Gehirne von Rhesus-Affen eingeschleust. "Es ist der erste Versuch, die Evolution des menschlichen Denkvermögens mit Hilfe eines transgenen Affen-Modells zu verstehen", berichtet Studienleiter Bing Su. Die manipulierten Makaken hätten sogleich in Tests zu Kurzzeitgedächtnis und Reaktionszeit besser abgeschnitten als die Vergleichsgruppe.
Besseres Kurzzeitgedächtnis
Die menschliche Variante des Gens Microcephalin (MCPH1) spielt wahrscheinlich eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Gehirns im Mutterleib. Babys, bei denen dieses Gen schadhaft ist, etwa wenn ihre Mütter sich in der Schwangerschaft mit der Zika-Erkrankung anstecken, kommen mit sehr kleinen Köpfen und schweren Gehirnschäden zur Welt. Das Team berichtet im Pekinger Fachjournal "National Science Review", Microcephalin bei elf Rhesusaffen eingeschleust zu haben. Die Versuchstiere wurden im Labor mit einem Virus infiziert, das menschliches MCPH1 transportiert. Von den elf genmanipulierten Rhesusaffen überlebten nur fünf die Testphase. Sie tragen nach Angaben der Forscher jeweils zwischen zwei und elf Kopien der menschlichen Variante in sich.
Die Affen mussten sich in Tests Farben und Muster merken. Dabei wurden ihre Hirnaktivitäten mithilfe von Kernspintomografien (MRT) überwacht. Sie schnitten besser ab als andere Artgenossen. Größer wurden ihre Denkorgane durch die Zugabe von Microcephalin nicht, aber sie brauchten länger zum Wachstum als bei Makaken üblich. Die Nervenzellen von menschlichen Embryonen differenzieren sich langsamer aus als jene von Primaten, weswegen der Mensch länger Kind bleibt.