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Auf Hochtouren zum Impfstoff

Von Alexandra Grass

Wissen

Forscher beschleunigen den Prozess der Herstellung von Vakzinen und Medikamenten.


Die Forschung arbeitet derzeit auf Hochtouren, um gegen das rasant um sich greifende Coronavirus Sars-CoV-2 ein geeignetes Mittel zu finden. Ob Impfstoff oder Medikament - gesucht und getestet wird weltweit. Während ein israelisches Team nun schon von einem Durchbruch in Sachen Vakzine spricht, könnten sich US-Forscher vorstellen, vom üblichen Protokoll abzuweichen und Impfungen ohne Tierversuche gleich am Menschen zu testen. Die Sorge über Schnellschüsse ist nicht unberechtigt. "Die Sicherheit ist ein ganz wichtiger Punkt in dem Zusammenhang", warnt Heinz Burgmann, Virologe an der Medizinischen Universität Wien, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Wissenschafter am Institute for Biological Research in Israel meinen, dem Verständnis über das Virus einen großen Schritt näher gekommen zu sein. Schon in den nächsten Tagen könnte ein Impfstoff in den Startlöchern stehen, berichtet die israelische Tageszeitung "Haaretz" - zumindest für erste Tests. Normalerweise wäre ein langer Prozess von Tierversuchen die nächste Phase. Dieser Zeitraum ermöglicht eine vollständige Charakterisierung der Nebenwirkungen und ein besseres Verständnis der Auswirkungen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen. Doch soll dieser Prozess beschleunigt werden.

Zugelassenes im Test

Die vorklinische Forschung würde bereits parallel laufen, erklärt etwa Tal Zaks, medizinischer Leiter der US-Pharmafirma Moderna, die zuletzt bekanntgegeben hatte, ihren Wirkstoff "mRNA-1273" innerhalb von nur 42 Tagen nach Bekanntwerden der Gensequenz von Sars-CoV-2 entwickelt zu haben. Zeitgleich seien schon Anfang März gesunde Probanden rekrutiert worden.

"Wenn ich Impfungen verabreiche, möchte ich keine oder möglichst wenige Nebenwirkungen haben", betont Burgmann. Immerhin wird eine Vakzine gesunden Menschen verabreicht. Es mache also Sinn, sich bei der Entwicklung etwas mehr Zeit zu lassen. "Was man eher brauchen wird, sind Medikamente und nicht der Impfstoff", betont der Experte.

Hier könnte es auch wesentlich schneller zu Fortschritten kommen, denn derzeit wird mit bereits zugelassenen Medikamenten getestet. Ein Pankreatitismittel aus Japan hat bereits in Zellkulturen den Eintritt des neuartigen Virus verhindert. Ein vom Genetiker und Immunologen Josef Penninger entwickeltes Medikament steht kurz vor einer Phase-III-Studie an Covid-19-Patienten, wie die "Wiener Zeitung" zuletzt berichtete. Auch für das vom Pharmaunternehmen Gilead produzierte Ebola-Mittel Remdesivir gebe es erste Hinweise einer Wirkung. "Aufgrund der Akutsituation gehen wir hier rascher in Tests", betont Burgmann. Bis Herbst ein Medikament zu finden, sei realistisch, nicht aber einen Impfstoff. Für die aktuelle Pandemie wird es auf jeden Fall zu spät sein.

In den letzten Tagen ist immer häufiger die Pneumokokken-Impfung im Zusammenhang mit dem Coronavirus ins Gespräch gekommen. Eine solche schütze zwar nicht vor der Erkrankung selbst, aber vor möglichen Komplikationen, betont der Virologe. Selten, aber doch, kommt es in Folge eines Virusinfekts auch zu einer bakteriellen Lungenentzündung. Eine solche wird häufig durch Pneumokokken ausgelöst. Deshalb sei eine Impfung vor allem für Menschen über 60 Jahren und Risikogruppen, wie es die österreichischen Impfempfehlungen vorsehen, ratsam. Damit könne eine der möglichen Folgen reduziert werden.

Weiterer Übertragungsweg

Unterdessen zeigt eine chinesische Studie einen neuen Übertragungsweg von Sars-CoV-2. Neben der Tröpfcheninfektion könne die Ansteckung auch fäkal-oral, also als Schmierinfektion, erfolgen. Die Forscher wiesen das Virus nicht nur in den Atmungsorganen, sondern auch im Verdauungstrakt und im Blut nach. Ob Patienten noch infektiös sind, müsse daher mit unterschiedlichen Tests geklärt werden, betonen die Forscher.