Zuletzt wurde vielfach darüber gerätselt, ob sich das Coronavirus Sars-CoV-2 bei steigenden Temperaturen verabschiedet. Bei der jährlichen saisonalen Grippe ist das der Fall. Bis dato war eine vergleichbare Entwicklung allerdings unklar. Hoffnung gibt nun ein Software-Unternehmer. Dem aus Österreich stammenden Alex Bäcker, Gründer von QLess mit Sitz in Pasadena, zufolge könnte Wärme das Virus tatsächlich ausbremsen. Demnach könnte seine Aktivität doch temperaturabhängig sein.
Wenn Covid-19 dem saisonalen Muster anderer Atemwegsinfektionen entspricht, könnte das wärmere und sonnigere Wetter in den nächsten Monaten zur vorübergehenden Unterdrückung des Virus beitragen. Bereits zu Beginn der Epidemie hätten Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) argumentiert, dass 90 Prozent der Sars-CoV-2-Infektionen in Regionen innerhalb einer Temperaturbandbreite zwischen 3 und 17 Grad Celsius stattgefunden hätten. Dazu hätte die Luft auch vergleichsweise trocken sein müssen. Bei Temperaturen von mehr als 18 Grad Celsius und vergleichsweise feuchter Wetterlage sei es in China nur zu sechs Prozent der registrierten Ansteckungen gekommen.
Eindeutiger Trend
Andere Abschätzungen hingegen hätten eher gegen einen solchen Effekt der saisonal bedingten Wetterlagen gesprochen, weil ja auch Länder in Südamerika und in anderen Breiten ergriffen wurden. "Um Licht in die Sache zu bringen, habe ich mir die Zahl der Covid-19-Fälle in einer ganzen Reihe von Ländern zum 20. März als Funktion der Temperatur und der jeweils in einem Staat am stärksten betroffenen Stadt angeschaut", erklärt Bäcker. Heraus kam ein eindeutiger Trend in Richtung immer weniger Orte mit mehr als 2000 Covid-19-Fällen in Abhängigkeit der herrschenden Temperaturen: mehr Fälle unter zehn Grad Celsius, weniger über zehn Grad Celsius.
Auch Mohammad Sajadi vom Institut für Virologie der University of Maryland sieht eine solche Entwicklung. Seine Daten zeigen, dass sich der Erreger zwar überall verbreiten kann, er sich aber am effektivsten zwischen Menschen überträgt, wenn die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur niedrig sind - etwa zwischen fünf und elf Grad Celsius liegen. Gegenwärtig liegen die von Covid-19 am stärksten betroffenen Gebiete zwischen 30 und 50 Grad nördlich des Äquators. Das inkludiert den größten Teil Chinas und der USA sowie den südlichen Teil Europas, so die Daten aus Maryland.
Bäcker wiederum versuchte, mit einer eigenen Berechnung einen etwaigen Zeitfaktor auszuschalten. Es hätte ja sein können, dass Sars-CoV-2 in wärmeren Regionen als in China, zum Beispiel in Brasilien oder Australien, einfach später eintraf und dort eben noch nicht genügend Fälle aufgetreten waren. "Ich habe mir deshalb das Wachstum der Covid-19-Fälle ab dem ersten Tag mit mehr als hundert Erkrankungen an allen diesen Orten angesehen. Das Resultat war eine signifikant größere Wachstumskurve in Ländern mit niedrigeren Temperaturen", schreibt der Unternehmer. Die Daten dürften die These unterstützen, dass sich die Sars-CoV-2/Covid-19-Problematik mit wärmerer Jahreszeit zumindest abschwächen könnte.
Social Distancing
Bäcker entwickelt mit seinem Unternehmen QLess etwa Termin-Buchungssysteme, welche eine optimale Steuerung von Kundenbesuchen bei Unternehmen oder etwa Patientenbesuchen in Arztpraxen ermöglichen sollen. Seine Programme will er aber auch einsetzen, um Warteschlangen und Menschenansammlungen zu vermeiden, um "Social Distancing" zu unterstützen.(apa/gral)