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Die ganze Welt blickt auf Johns Hopkins

Von Alexandra Grass

Wissen
© Johns Hopkins University

Mit ihrer interaktiven Statistik zählen Forschende der Johns Hopkins University in der US-Stadt Baltimore zu den Covid-19-Experten schlechthin.


Wien. Die Wissenschafter der Johns Hopkins University (JHU) in Baltimore zählen heute zu den Covid-19-Experten schlechthin. Ihr interaktives Dashboard, das in nahezu Echtzeit die Zahlen an Infizierten, Toten und Genesenen weltweit auflistet, wurde in kürzester Zeit viral und dient als Grundlage, um genauere mathematische Modelle der wahrscheinlichen Ausbreitung der Krankheit erstellen zu können. Die Karte zählt täglich mehr als eine Milliarde Interaktionen.

Das Portal "wurde entwickelt, um Forschern, staatlichen Gesundheitsämtern und der Öffentlichkeit ein benutzerfreundliches Werkzeug zur Verfügung zu stellen, mit dem sich der (Coronavirus-)Ausbruch in Echtzeit verfolgen lässt", erklärt Lauren Gardner, Gesundheitsexpertin an der JHU. Die Epidemiologin gilt als Kopf hinter den Daten.

Zu den Quellen gehören die Weltgesundheitsorganisation, verschiedene nationale Behörden von den USA bis nach China, lokale und soziale Medien. Diesen Datensatz aufzubauen, war eine "spontane Entscheidung", so Gardner. Umso mehr überrascht waren die Forscher über das immens große öffentliche Interesse.

Im Dezember, als Covid-19 erstmals in China auftrat, hatte sich der JHU-Student Ensheng Dong gerade mit der besorgniserregenden Ausbreitung der Masern beschäftigt. In der Folge begann er, die neue Krankheit zu verfolgen. Das Dashboard veröffentlichte er gemeinsam mit Gardner am 22. Jänner dieses Jahres, skizziert der "Nature Index". Ursprünglich wollten die beiden andere Epidemiologen und andere Analysten damit bedienen.

Neue Kooperationen

Das Dashboard habe auch zu neuen Kooperationen geführt, berichtet Gardner. "Ich erwarte, dass es unserer Gruppe wirklich aufregende Möglichkeiten bietet, und das hat es bereits." Zum Beispiel mit Finanzmitteln. Zudem wird die US-Raumfahrtbehörde Nasa auf Grundlage der Daten auch die Auswirkungen von Saisonalität und Klima auf das Virus untersuchen.

Dong befindet sich derzeit im ersten Studienjahr - begleitet von einem ungewöhnlichen Erfolg. "Ich muss ihm immer wieder sagen, das ist nicht normal", betont die Epidemiologin. Und weiter: "Er muss sich auf ein wirklich langweiliges zweites bis fünftes Jahr vorbereiten", merkt sie scherzhaft an. Eine Zeit lang wird das Team allerdings wohl noch beschäftigt sein und die Welt auch weiterhin mit Daten versorgen. Solange das Virus seine Aktivität beibehält, werden die roten Punkte auf der interaktiven Karte noch mehr zusammenwachsen.

Die Johns Hopkins University wurde im Jahr 1876 gegründet und ist nach dem Geschäftsmann Johns Hopkins benannt. Zu ihrer Gründung hatte er sieben Millionen Dollar beigesteuert. Die JHU zählt heute zu den besten Universitäten weltweit. Ihr Ableger, das berühmte Johns Hopkins Hospital, steht im jährlichen Krankenhaus-Ranking des "U.S. News & World Report" seit rund 20 Jahren auf Platz eins in den Vereinigten Staaten.