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Coronavirus auf Oberflächen

Von Alexandra Grass

Wissen
© StockAdobe/ifeelstock

Australische Studie zeigt Überlebensfähigkeit von 28 Tagen -unter Laborbedingungen.


Erneut haben Wissenschafter getestet, wie lange das Coronavirus Sars-CoV-2 auf Oberflächen überlebt. Glas oder Banknoten könnten demnach 28 Tage lang - zumindest im Labor - Virusträger sein, schreibt das Team der Australian Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) im "Virology Journal". Ob dies auch in der Realität gilt, ist allerdings fraglich.

In ihren Versuchen haben die Forscher einen Virusstamm in einer Lösung verdünnt, die menschlichem Schleim ähnlich ist. Die Oberflächen benetzten sie mit einer entsprechenden Menge Sekret, die ein Mensch mit hoher Viruslast beim Husten oder Niesen ausstößt. Schließlich setzten sie die Materialien wie Stahl, Glas, Baumwolle, Kunststoff und Banknoten im Dunkeln verschiedenen Temperaturen aus. Das getrocknete Sekret untersuchten die Forscher alle paar Tage. Den Ergebnissen zufolge hielt sich das Virus auf manchen Oberflächen - wie sie etwa Handydisplays aufweisen oder auf Geldscheinen - bei einer Temperatur von 20 Grad Celsius bis zu 28 Tage lang.

"Ähnliche Ergebnisse für Influenza A haben ergeben, dass das Virus 17 Tage auf Oberflächen überlebt hat, was zeigt, wie widerstandsfähig Sars-CoV-2 ist", betont Debbie Eagles, stellvertretende Leiterin des Zentrums für Seuchenvorsorge.

Keine Fälle bekannt

Ob sich Menschen beim Berühren von Smartphones oder Bankomatendisplays tatsächlich anstecken können, ist damit jedoch nicht bestätigt, geben auch die Studienautoren zu bedenken. Schon frühere Untersuchungen haben zwar gezeigt, dass sich aktives Virenmaterial ein paar Tage auf Oberflächen halten kann, doch wurde immer wieder darauf verwiesen, dass dies unter Laborbedingungen untersucht wurde. Das ließe keine Rückschlüsse auf die echte Lebenswelt zu, hatte die WHO damals betont.

Es sei ihr noch keine Studie untergekommen, wo "tatsächlich aktiv lebende und infektiöse Viren" auf Oberflächen des alltäglichen Lebens gefunden wurden", hatte die Leiterin des Instituts für Hygiene und Angewandte Immunologie der Medizinischen Universität Wien, Miranda Suchomel, in einem Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärt.

Bis dato sind keine solchen Studien bekannt, heißt es auch beim deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung. Demnach seien noch keine Fälle von Infektionen nachgewiesen worden, die durch den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen oder Oberflächen zustande gekommen wären. Jedoch könne die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, wenn kurz vor einer Berührung die Oberfläche mit Viren kontaminiert wurde.

Die Überlebensfähigkeit festzustellen, sei dennoch wichtig, betont Studienautorin Eagles. Denn "während die genaue Rolle der Oberflächenübertragung, der Grad des Oberflächenkontakts und die für eine Infektion erforderliche Virusmenge noch zu bestimmen sind, ist es für die Entwicklung von Strategien zur Risikominimierung in Gebieten mit hohem Kontakt entscheidend, festzustellen, wie lange dieses Virus lebensfähig bleibt".

UV-Licht schadet

Studien haben bereits gezeigt, dass UV-Licht dem Virus erheblichen Schaden zufügt. Mit der Studie werde in der Öffentlichkeit "unnötigerweise Angst verursacht", warnt Ron Eccles von der Cardiff University gegenüber der BBC. Denn echter menschlicher Speichel würde zudem Enzyme enthalten, die dem Erreger ebenso unangenehm werden könnten.

Nichtsdestotrotz scheint Vorsicht geboten. Gerade Displays - etwa von Bankomaten, Selbstbedienungskassen in Supermärkten oder andere Touchscreens - werden besonders häufig berührt und nicht oder nur selten gereinigt. Das Um und Auf sei nach wie vor das regelmäßige Händewaschen, so die Experten.