Wien. Viele Themen sind in Zeiten der Corona-Krise an den Rand gedrängt worden - darunter auch Aids. Zum Welt-Aids-Tag, der am 1. Dezember begangen wird, machen nun Experten und Organisationen wieder deutlicher darauf aufmerksam. So wird europaweit eine verbesserte Teststrategie gefordert. Die Zahl der Menschen, die mit nicht diagnostiziertem HIV leben, nehme in Europa zu, teilte zuletzt die WHO mit. Mehr als die Hälfte der Infektionen werde erst in einem späten Stadium erkannt, wenn das Immunsystem bereits angefangen habe, zu versagen. In Europa wurde im Jahr 2019 bei knapp 136.500 Menschen diagnostiziert.
Bei vielen erfolgt die Diagnose sehr spät, was eine folgende Therapie erschwert, betont auch die Aids Hilfe Wien. Wird eine HIV-Infektion in einem frühen Stadium entdeckt, können die Betroffenen mit einer Therapie "sehr gut leben". Zu dem Problem der späten Diagnose, das kein rein österreichisches ist, werde aktuell ein Projekt vorbereitet. Bei den Betroffenen handle es sich meist um Männer um die 50 Jahre, oft nicht aus dem urbanen Bereich. Deshalb wird versucht, Angebote im ländlichen Raum zu schaffen.
225 neue Fälle in Österreich
Die Anzahl der Personen mit neuer HIV-Diagnose stieg in den 53 Ländern der WHO-Europaregion in den letzten zehn Jahren um 19 Prozent, in den dazugehörigen Ländern der EU und des EWR nahm diese Zahl um neun Prozent ab. In Österreich wurden im Vorjahr 225 neue Fälle gemeldet, 363 waren es noch im Jahr 2010. Dagegen haben sich die Diagnosen in Zypern, Malta und der Slowakei in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt, in Bulgarien und Polen nahmen sie um mehr als 50 Prozent zu. "Trotz des aktuellen Fokus auf Covid-19 dürfen wir andere Angelegenheiten der öffentlichen Gesundheit nicht aus den Augen verlieren", heißt es seitens der EU-Gesundheitsbehörde ECDC.