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Der zukünftige Forschungsaufwand ist enorm

Von Cathren Landsgesell

Wissen

Covid-19 wird nicht die letzte Pandemie gewesen sein, denken Forscher wie Josef Penninger.


Zwei gute Nachrichten: Die bevorstehenden Impfungen sind ein ganz entscheidender Schritt auf dem Weg zur Bekämpfung dieser Pandemie, und die Wissenschaft hat die Instrumente, um auch den kommenden Krisen zu begegnen, so der Immunologe Josef Penninger. Die schlechte Nachricht: Wir stehen erst am Anfang einer sehr langen Reise, wenn nicht gar am Beginn eines neuen Zeitalters, das der Pandemien: "Die Bedingungen für eine Pandemie waren noch nie so gut wie jetzt", erklärte der Forscher am Donnerstag bei einem Pressegespräch mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober, das von der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft (ÖAG) organisiert worden war.

Klimawandel, Urbanisierung und das Reisen führen dazu, dass Viren sich leichter verbreiten, so Penninger. Auch sei damit zu rechnen, dass auch Viren auf den Menschen überspringen werden, die das bisher nicht getan haben. Für den Molekularbiologen, der in Wien das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) mitbegründet hat und seit zwei Jahren das Life Sciences Institute in Vancouver leitet, verlangt diese Situation nach einem "neuen Business-Modell zwischen Regierungen und Wissenschaften", da der kommende Forschungsaufwand enorm sein werde. "In der Privatwirtschaft allein wird sich das nicht spielen", formulierte Penninger.

Bei Gesundheitsminister Rudolf Anschober trifft diese Analyse auf Verständnis. Die schnelle Impfstoffentwicklung sei ein "Riesenerfolg" und zugleich ein Beleg für die Bedeutung der kontinuierlichen Förderung von Forschung durch die öffentliche Hand: "Wir haben deshalb so schnell einen Impfstoff, weil wir wichtige Erkenntnisse nur noch zusammenfügen müssen", sagte Anschober bei dem Gespräch. "Wir werden für die über acht Millionen Impfstoffdosen 200 Millionen Euro bezahlen. Im Vergleich zu den Milliarden, die ein Lockdown kostet und angesichts der Einschränkungen der Grundrechte, ist dies wenig."

Forschung für neue Risiken

Josef Penninger forscht mit seiner Wiener Biotech-Firma Apeiron an einem Medikament zur Therapie von schweren Covid-19-Erkrankungen. Das Coronavirus mit seinem charakteristischen ACE2-Protein ist bereits seit mehr als zwanzig Jahren Gegenstand seiner Forschung. Das Medikament soll den Rezeptor für ACE2 blockieren und verhindern, dass das Virus Organe befällt. Es hat bereits eine Doppelblindstudie durchlaufen, Penninger erwartet die Datenergebnisse im Januar. "Es ist wichtig, dass es Medikamente gibt, die bei schweren Erkrankungen eingesetzt werden können", erklärte er. Ebenso wichtig sei auch eine große Auswahl an Impfstoffen: "Menschen reagieren unterschiedlich auf Impfstoffe und auf verschiedene Therapien." Der Forscher hofft ebenso wie Anschober, dass mehr Impfstoffe entwickelt werden.

Sicherheitsbedenken ob der schnellen Zulassungsverfahren hat Penninger nicht: "Ich nehme, welchen Impfstoff auch immer es dann gibt." Kanada setzt ebenso wie Österreich auf den Impfstoff von Biontech/Pfizer und wird – wie auch die USA – die Langzeitfolgen beobachten. Die USA haben die Langzeitstudie zur Bedingung für die Schnellzulassung gemacht. Biotech/Pfizer selbst hat sich entsprechend zur Weiterführung dieser sogenannten Phase-III-Studie verpflichtet.

Die EU-Kommission unterstützt Corona-Forschung unterdessen mit zusätzlichen 128 Millionen Euro. "Wir müssen die Schwachstellen von Viren finden", so Penninger.