Schon im Februar hatte die Universität Oxford mit einer neuen Behandlungsmethode gegen Covid-19 für Aufsehen gesorgt. Nun wurde die Studie offiziell im Fachblatt "The Lancet - Respiratory Medicine" präsentiert. Mit dem Kortisonpräparat Budesonid ließen sich einerseits die Symptome der Erkrankung lindern, andererseits konnte den Autoren zufolge das Risiko für einen schweren Verlauf um 90 Prozent reduziert werden. Ein weiteres Forscherteam mit österreichischer Beteiligung entwickelt aktuell ein Medikament, das ebenso inhaliert werden kann und gegen schwere Krankheitsverläufe zum Einsatz kommen soll. Die Substanz befindet sich derzeit in der Phase II.
Die Studie mit Budenosid war ursprünglich eingeleitet worden, nachdem Wissenschafter festgestellt hatten, dass Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen, denen häufig Kortisonpräparate verschrieben werden, unter jenen Patienten, die zu Beginn der Pandemie in Krankenhäuser eingeliefert worden waren, unterrepräsentiert waren.
Bremst schwere Verläufe
An der Studie hatten insgesamt 146 zufällig ausgewählte Covid-Infizierte teilgenommen. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Während der einen Versuchsgruppe über 28 Tage hindurch zweimal täglich die Substanz verabreicht wurde, erhielten die restlichen Probanden die übliche Corona-Versorgung. Die frühe Gabe von Budesonid reduzierte die Wahrscheinlichkeit einer dringenden medizinischen Versorgung. Das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt sank demnach um 91 Prozent. Ebenso wurde die Zeit bis zur Gesundwerdung um durchschnittlich einen Tag verkürzt.
"Derzeit gibt es medikamentös eigentlich nur den Antikörper-Mix von Regeneron, bestehend aus zwei Antikörpern, und den Einsatz von Blutplasma", skizziert Rudolf Valenta, Leiter der Abteilung für Immunpathologie am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien. Er arbeitet gemeinsam mit Musa Khaitov vom NRC Institut für Immunologie FBMA in Moskau an einer neuen Möglichkeit, schwere Lungenschäden bei einer Erkrankung mit Covid-19 effektiv verhindern zu können.
Virusvermehrung gedämpft
Das nun entwickelte Medikament wurde bisweilen im Tiermodell getestet und befindet sich derzeit am Anfang der Studienphase II. Dafür wird eine Ribonukleinsäure (RNA) mit einem Trägerpeptid kombiniert und gemischt, damit der Wirkstoff in infizierte Zellen gezielt eingebracht werden kann und dann verhindert, dass sich das Virus vermehren kann, heißt es in einer Aussendung der Medizinischen Universität Wien. Ein in die RNA eingebauter Schutzmechanismus verhindert, dass die Arznei gleich wieder abgebaut und wirkungslos wird. "Es handelt sich dabei um eine Flüssigkeit, die ähnlich wie bei einem Asthma-Spray inhaliert werden kann", beschreibt Valenta. Da die Halbwertszeit unter 60 Minuten liegt, müsste der Spray mehrmals am Tag verwendet werden. Die Ergebnisse der Studie, die nun im "European Journal of Allergy and Clinical Immunology" veröffentlicht wurde, lassen demnach den Schluss zu, dass der Wirkstoff schwere Lungenschäden verhindert und schwere Verläufe abbremst.
"Damit könnte auch verhindert werden, dass Covid-19-Intensivpatienten beatmet werden müssen, wie es derzeit der Fall ist. Die Lunge ist ja am häufigsten von der Erkrankung betroffen", so der Mediziner.(gral/apa)