Die Medizin ist einer besseren Behandlung von Covid-19 mit Medikamenten in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich näher gerückt. Das betonte der Lungenfacharzt Bernd Lamprecht am Dienstag anlässlich der 45. Jahrestagung der Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Eine "Wunderwaffe" gebe es jedoch bisher nicht. Die Effektivität einer Impfung sei höher einzuschätzen. Die Prävention sei der Reparaturmedizin überlegen, so der Mediziner. Für Kinder ohne Vorerkrankung sei Covid-19 in der Regel nicht sehr bedrohlich, doch könne auch bei ihnen Long Covid auftreten.

Insgesamt werden derzeit mehr als 1.550 Substanzen als Kandidaten für eine mögliche Therapie von Covid-19 betrachtet, berichtete Lamprecht bei einer Pressekonferenz. 28 dieser Substanzen haben bisher eine ordnungsgemäße Zulassung oder Notfallzulassung. Darunter sind einerseits antivirale Präparate, die gegen das Virus selbst wirken sollen. Des Weiteren werden antientzündliche Medikamente verabreicht, die dämpfend auf das überschießende Immunsystem wirken.

Aus dem Plasma von Genesenen gewonnene Antikörper gegen Sars-CoV-2 wurden vor allem in einer früheren Phase der Pandemie eingesetzt. Nun komme in der sogenannten passiven Immuntherapie eine zunehmend größere Anzahl künstlich hergestellter monoklonaler Antikörper zum Einsatz. Außerdem werden antithrombotische Therapeutika eingesetzt.

Die unterschiedlichen Mittel werden jeweils in unterschiedlichen Krankheitsphasen und Schweregraden angewendet. "Diese Medikamente können bei rechtzeitigem Einsatz das Risiko für einen schweren Verlauf reduzieren", so Lamprecht. Das ersetze aber nicht die Prävention durch eine Impfung.

Long Covid bei Kindern

Der deutsche Pneumologe Tobias Welte warnte vor Superinfektionen bei schweren Covid-Verläufen durch zusätzliches Eindringen bakterieller Erreger in die Lunge. Gerade bei beatmeten Patienten geschehe dies zwischen dem fünften und zehnten Beatmungstag, wobei die Antibiotika-Resistenzrate hoch und die Behandlung dadurch schwer ist. Die Komplikation einer Zweitinfektion verdoppelt das Sterberisiko.

Weiteres Thema der Jahrestagung ist Covid-19 bei Kindern. Weiterhin könne festgestellt werden, dass die akute Corona-Erkrankung für Kinder ohne Grunderkrankung in der Regel nicht sehr bedrohlich ist, erklärte ÖGP-Präsident Ernst Ebner. Das gelte aber nicht für Kinder mit Vorerkrankungen. Dabei seien vor allem neuromuskuläre Erkrankungen ein Risiko, aber nicht Asthma. Außerdem tritt laut österreichischen Daten bei rund einem von 1.000 infizierten Kindern und Jugendlichen drei bis sechs Wochen nach einer Sars-CoV-2-Infektion ein Hyperinflammationssyndrom mit Multiorganbeteiligung auf und auch Long Covid kann bei Kindern zum Vorschein können.

Impfungen für Kinder seien daher wichtig für den Eigenschutz vor seltenen schweren Verläufen und Long Covid und für den Gemeinschaftsschutz, auch um Quarantänen zu verhindern, betonte Ebner. "Sehr, sehr selten" können Kinder auch am Coronavirus sterben, auch künstliche Beatmung ist immer wieder notwendig, warnte der Mediziner.

Neben Corona sollen bei der Jahrestagung auch andere wichtige Themen rund um Lunge, Atemwege und deren Erkrankungen behandelt werden.