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Influenza: Immunsystem ist nicht upgedated

Wissen
© adobe stock / Feydzhet Shabanov

Die diesjährige Influenza-Saison dürfte Experten zufolge heftig ausfallen.


Sollte es dieses Jahr zu einer Influenza-Epidemie kommen, dürfte diese heftig ausfallen. Darüber herrscht Einigkeit unter den Experten. Grund dafür ist die durch die Covid-Maßnahmen ausgebliebene Grippe-Welle im vergangenen Jahr. "Aus den Beobachtungen der letzten 20 Jahre weiß man, dass nach einer schwachen Influenza-Saison die nächste umso massiver ausfällt", erklärte die Vakzinologin Monika Redlberger-Fritz, auch Mitglied des Nationalen Impfgremiums, am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz. Zwar sei die Durchimpfungsrate im vergangenen Jahr sehr hoch gewesen, allerdings könnte sie heuer wieder sinken, befürchten Experten. Sie raten daher zur Influenza-Impfung "ab sofort".

Kinder als Superspreader

Normalerweise komme ein gewisser Teil der Bevölkerung während einer Grippe-Saison mit dem Virus in Kontakt, ohne Symptome zu entwickeln. Dadurch komme es zu einer "stillen Feiung", so Redlberger-Fritz. Das Immunsystem wird dabei quasi upgedatet. Auch wenn in der darauffolgenden Saison ein anderer Virusstamm vorherrscht, entsteht dennoch eine gewisse Kreuzprotektivität und damit ein gewisser Schutz. "Dieses Update ist in der letzten Saison ausgefallen", so die Expertin. Außerdem gäbe es mittlerweile drei Geburtenjahrgänge, insgesamt rund 240.000 Kinder, die noch nie Kontakt mit einem der vier humanpathogenen Virusstämme gehabt hätten. Sie könnte aufgrund ihrer hohen Viruslast und der langen Infektiösität zu Superspreadern der Grippe werden, warnt Redlberger-Fritz.

Ähnliches befürchtet auch der Kinderarzt Albrecht Prieler. Gerade in Schulen und Kindergärten verbreite sich das Influenza-Virus rasant. Ähnlich wie bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 sei auch der Grippe-Erreger schon vor Ausbruch der Symptome ansteckend, die Inkubationszeit sei kurz.

Die Kinder schleppen das Virus in die Haushalte ein, was besonders für dort lebende ältere Menschen gefährlich werden kann, so der Experte. "Das Letzte, das wir brauchen, sind Spitäler, die sich zusätzlich zu den Covid-Erkrankten auch noch mit Influenza-Patienten füllen." Ziel müsse sein, die Epidemie so niedrig wie möglich zu halten - auch, um einen weiteren Lockdown zu verhindern. Wie heftig die Welle ausfällt, hänge auch mit der internationalen Reisetätigkeit und den Covid-Maßnahmen zusammen. Da immer mehr Länder ihre Maßnahmen lockern würden, erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit, dass Influenza-Viren eingeschleppt werden könnten, betont Redlberger-Fritz. "Sollten auch bei uns noch im Winter die Covid-Restriktionen zurückgefahren werden, haben die Viren eine Chance, sich auch hierzulande auszubreiten."

Im letzten Jahr war die Impfrate im Vergleich zur Vorsaison von 8,5 auf 21,3 Prozent gestiegen. Die Experten raten auch heuer dringend zur Impfung. Dieses Jahr stehen rund 1,8 Millionen Impfdosen zur Verfügung, berichtete Renèe Gallo-Daniel, Präsidentin des Verbandes der Impfstoffhersteller. "Das sollte sich ausgehen, dass all jene geschützt sind, die sich impfen lassen wollen."

Vierfachimpfstoffe verfügbar

Ähnlich sieht die Situation Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Abteilung Impfwesen im Sozialministerium. Selbst wenn die Influenza-Saison heuer aufgrund anhaltender Covid-Maßnahmen noch einmal entfallen sollte, sei eine Influenza-Impfung "auf jeden Fall zu empfehlen". "Denn: Wer sich jedes Jahr impfen lässt, profitiert auch langfristig. Der Körper kann im Fall eines Kontakts mit dem Virus zielgerichteter und schneller reagieren", so die Expertin.

Empfohlen ist die Vakzin-Gabe laut Paulke-Korinek prinzipiell für alle, aber besonders für Menschen mit Risiko für einen schweren Grippe-Verlauf, wie Kinder, Schwangere, Senioren und chronisch Kranke. Aber auch Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko in bestimmten Berufen. Die ersten Impfstoffe (ausschließlich Vierfach-Impfstoffe) seien bereits im Land und verfügbar.(gral)