Österreichs Bevölkerung hat ein Gewichtsproblem. Anlässlich des Weltgesundheitstages (7. April) hat das Institut für höhere Studien (IHS) Ergebnisse, basierend auf dem "Austrian Health Interview Survey", präsentiert. Befragt wurden 2018 und 2019 insgesamt 15.461 Personen aus dem zentralen Melderegister. Die Daten sind repräsentativ für die österreichische Bevölkerung über 15 Jahren.

Hochgerechnet sind hierzulande 1,2 Millionen Menschen ab diesem Alter adipös, also 16,6 Prozent der Population. Diese Zahl liegt zwar nur leicht über dem EU-Schnitt von 16 Prozent, ist jedoch seit 2014 stark angestiegen. "Die Auswertung zeigt, dass die Hälfte der Menschen in Österreich gegenwärtig entweder übergewichtig oder sogar adipös ist. Das ist ein enormes Problem für unser Gesundheitssystem", wird Thomas Czypionka, Leiter der IHS-Forschungsgruppe für Gesundheitsökonomik und -politik, in einer Aussendung zitiert.

Bei der Geschlechterverteilung im adipösen Bereich zeigt sich mit 53,3 Prozent ein leichter Überhang in der männlichen Bevölkerung. Den höchsten Anteil fettleibiger Personen weist die Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen auf (23,9 Prozent). Mehr als die Hälfte (53,2 Prozent) der Adipösen leiden an (auch längerfristigen) Gesundheitsproblemen. Bei den Normalgewichtigen trifft das nur auf 31,0 Prozent zu. 47,2 Prozent der Personen mit einem Body Mass Index (BMI) über 30 sind durch ihren Gesundheitszustand im Alltag eingeschränkt. Unter der normalgewichtigen Bevölkerung über 15 Jahren betrifft dies 24,4 Prozent.

Depression, Herzinfarkt

"Als Begleiterkrankungen von Adipositas zeigen sich Diabetes, Depression und kardiovaskuläre Erkrankungen", so Czypionka. "Blickt man auf die Zahlen im Detail, sind weiter steigende Kosten im Bereich der Gesundheitsversorgung vorprogrammiert." Während in den vergangenen zwölf Monaten 2,4 Prozent der Normalgewichtigen mit einer Diabeteserkrankung konfrontiert waren, betraf das 14,8 Prozent der adipösen Menschen. Besonderes Augenmerk unter Personen mit einem BMI über 30 ist auf den Prozentsatz jener zu legen, die in den vergangenen zwölf Monaten eine Depression hatten: 11,7 Prozent, verglichen mit 7,0 Prozent in der normalgewichtigen Bevölkerung.

Die Untersuchung von mehr als 15.000 Menschen brachte signifikante Ergebnisse bei der Fragestellung, ob adipöse Personen im vergangenen Jahr an kardiovaskulären Begleiterkrankungen litten, wie Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Schlaganfall oder hohe Blutfettwerte. 56,3 Prozent bejahten, im Vergleich zu 21,3 Prozent der Normalgewichtigen. Erwerbstätige ab einem BMI von 27 weisen im Median mehr Krankenstandstage auf als Normalgewichtige.