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Veganer sind nicht automatisch gesundheitsbewusst

Wissen
Fleischersatz kommt heute unter dem Begriff "Plant based meat" auf den Teller.
© adobe stock / bit24

53 Prozent der Veganer ernähren sich laut Studie zu einem großen Teil von industriell verarbeiteten Lebensmitteln.


Sowohl in der öffentlichen als auch in der eigenen Wahrnehmung gelten vegan lebende Menschen als gesundheitsbewusst. Schein und Sein driften dabei allerdings mitunter weit auseinander, stellten nun Forscher des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien fest. Veganer betreiben zwar mehr Sport, verzehren allerdings mehr industriell verarbeitete Lebensmittel, die der Wissenschaft zufolge als nicht "günstig für die Gesundheit" eingestuft werden.

Im Supermarkt sind mittlerweile reichlich vegane Lebensmittel zu finden. Häufig sind dies allerdings sogenannte "Convenience"-Produkte: ob vegane Bratwürste, veganer Käse, pikante Snacks, Kuchen oder raffinierte Getreidesorten. Industriell verarbeitete Lebensmittel sind eben industriell verarbeitete Lebensmittel - egal ob vegan oder eben nicht. "Die negativen Auswirkungen solcher Lebensmittel auf die Gesundheit sind inzwischen eindeutig in Studien bewiesen", betont die Ernährungswissenschafterin Maria Wakolbinger. "Bei hauptsächlichem Konsum von Fertignahrung ist für Menschen, die sich mit Mischkost ernähren, ein höheres Risiko für Gesamtsterblichkeit um 29 Prozent, Übergewicht beziehungsweise Adipositas um bis zu 51 Prozent, Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 29 Prozent oder auch für Diabetes mellitus Typ 2 um 74 Prozent wissenschaftlich belegt."

Die Forschergruppe führte eine Online-Befragung unter 516 Personen mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren durch, die zum Zeitpunkt des Studienbeginns seit mindestens drei Monaten vegan lebten. Die Antworten zeigten, dass man vegan nicht per se mit "gesund" gleichsetzen kann. Bei 53 Prozent der Befragten stellte sich heraus, dass sie vermehrt Convenience-Produkte zu sich nehmen. Die als gesundheitsbewusst eingestuften Veganer (47 Prozent) dagegen verzehren mehr Gemüse, Obst, Eiweiß- und Milchalternativen, Kartoffeln, Vollkornprodukte, pflanzliche Öle sowie Fette und kochen häufiger mit frischen Zutaten, heißt es in der im Fachblatt "Nutrients" publizierten Studie.

"Pudding-Veganismus"

Als heterogen erwies sich die vegan lebende Studienpopulation auch in Hinblick auf das Bewegungsverhalten. "Das Bewegungsausmaß der Veganer liegt zwar insgesamt höher als das der Durchschnittsbevölkerung in Österreich. Wie unsere Studie zeigte, betätigt sich die gesundheitsbewusste Gruppe aber signifikant mehr sportlich als jene Personen, die dem Convenience-Ernährungsmuster zuzuordnen sind", erklärt Studienerstautorin Sandra Haider.

In Österreich ernähren sich inzwischen etwa zwei Prozent der Bevölkerung vegan. Sie verzichten auf alle Lebensmittel und Nebenprodukte tierischen Ursprungs. Für gesundheitlich ungünstige Varianten der vegetarischen Ernährung, bei der statt Fleisch etwa viel Süßes auf dem Speiseplan steht, hat sich bereits der Begriff "Pudding-Vegetarismus" etabliert. Dies könnte auch dem Veganismus bevorstehen. Die Studienautorinnen wollen mit ihrer Studie angesichts des boomenden Markts bei Fleisch- und Milchersatzprodukten einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung leisten. In Europa wird mit veganen Fleisch- und Milchalternativen mittlerweile ein jährlicher Umsatz von 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftet.(gral)