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Hoffnung für die Hoffnungslosen

Von Katharina Schmidt

Wissen
Suizid ist der Endpunkt einer langen depressiven Entwicklung - und eine der häufigsten Todesursachen.
© © © PBNJ Productions/CORBIS

Nach zwölf Jahren soll nun ein Konzept zur Suizidprävention umgesetzt werden. | Bisher nur Einzelmaßnahmen in Bundesländern.


Wien. Was lange währt, wird endlich gut. 1999 hat der Wiener Psychotherapeut und Schüler Erwin Ringels, Gernot Sonneck, einen Suizidpräventionsplan für Österreich erstellt. Jetzt, also stolze zwölf Jahre später, soll dieser Plan als Grundlage für eine österreichweit einheitliche Strategie zur Verhütung von Selbstmorden herangezogen werden.

Seit den späten 1980er Jahren ist die Selbstmordrate in Österreich zwar kontinuierlich zurückgegangen. Allerdings gehört Suizid bei den unter 50-Jährigen immer noch zu den häufigsten Todesursachen, und es sterben jährlich doppelt so viele Menschen durch die eigene Hand als bei Verkehrsunfällen. 2010 gab es 1261 Selbstmörder und 577 Verkehrstote. Dieses Verhältnis war vor 20 Jahren noch genau andersherum. "Um die Zahl der Verkehrstoten zu senken, hat man Alkoholkontrollen eingeführt und die Sicherheit in Tunnels erhöht", sagt ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger dazu. Demgegenüber gibt es keine österreichweit einheitlichen Maßnahmen zur Suizidprävention, sondern immer nur einzelne, bundesländerbezogene Initiativen. Laut Sonneck haben nur vier Länder - Wien, Oberösterreich, die Steiermark und Salzburg - Kriseninterventionszentren.

"Selbstmord ist der Endpunkt einer langen Entwicklung, eine extreme innere Verzweiflung", sagt Rasinger, selbst Arzt. Damit es gar nicht erst so weit kommt, brauche es einen Mix aus Maßnahmen.

Sonnecks Präventionsplan, der sich auf Empfehlungen von UNO und Weltgesundheitsorganisation stützt, sieht zehn verschiedene Handlungsfelder vor, darunter neben bewusstseinsbildenden Maßnahmen auch speziell auf die einzelnen Alters- und Risikogruppen abgestimmte Betreuung. Alkohol- und Drogensüchtige oder auch alte und einsame Menschen sind besonders stark suizidgefährdet. Weiters müsste die Verfügbarkeit von Suizidmitteln eingeschränkt werden - so ging die Zahl der Selbstmorde mit Schusswaffen zurück, nachdem 1997 das Waffengesetz verschärft wurde.

Bis zum Frühjahr 2012 soll eine Arbeitsgruppe rund um den Vorsitzenden der Österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention, Christian Haring, den Sonneck-Plan konkretisieren und Maßnahmen in den einzelnen Bereichen empfehlen. Heute, Mittwoch, findet dazu eine Sitzung im Gesundheitsministerium statt. Dabei soll auch über strukturelle Änderungen verhandelt werden.

Zumindest ein politisches Bekenntnis zur Suizidprävention gibt es in Österreich seit kurzem: In der letzten Plenarsitzung vor der Sommerpause haben die Grünen per Entschließungsantrag ein nationales Suizidpräventionsprogramm eingefordert. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Rasingers Ziel: 30 Prozent weniger Suizide in den kommenden zehn Jahren.

Hilfe in Notsituationen unter:<br style="font-weight: bold;" /> www.suizidpraevention.at<br style="font-weight: bold;" /> www.hilfe-in-der-krise.at<br style="font-weight: bold;" /> Telefonseelsorge: 142<br style="font-weight: bold;" /> Rat auf Draht (Teenager): 147

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