Wien. Ein speziell erstellter Menüplan, Granderwasser, Solarium und persönliche Betreuung: Was sich anhört wie ein Wellnessurlaub, gehört zum Alltag in der Spanischen Hofreitschule - zumindest für die Lipizzaner. Denn den edlen Hengsten soll es an nichts fehlen. "Diese Pferde werden behandelt wie Spitzensportler", unterstrich Oberstallmeister Johannes Hamminger bei einem Blick der APA hinter die Kulissen des Traditionsbetriebs. Derzeit leben 72 Rösser in der Stallburg in der Wiener Innenstadt.
Der Tag in der Spanischen Hofreitschule beginnt früh: "Die Pfleger kommen um 6.00 Uhr. Dann werden die Pferde gefüttert - Heu und Hafer, manchmal auch Müsli, Äpfel, Karotten", erklärte Oberbereiter Andreas Hausberger. Dabei gibt es für jeden Lipizzanerhengst einen eigenen Menüplan, der an der Wand neben der Box hängt. Dieser ist gesund - ein Stückchen Zucker hie und da ist aber erlaubt. Auf die Kalorien müssen die Hengste nämlich nicht achten.
Solarium und Magnetfeldtherapie
Um 7.00 Uhr kommen dann die ersten Pferde in die Reitbahn. "Dann reitet die erste Gruppe der Bereiter. Jede Partie dauert 30 Minuten. Anschließend werden die Pferde wieder gewechselt", erklärte Hausberger den täglichen Ablauf. Nach besonders anstrengenden Trainingseinheiten werden die Tiere unter die Wärmelampen - das Solarium - gestellt, um die Durchblutung der Muskeln anzuregen und Muskelkater zu vermeiden. Mittels Magnetfeldtherapie wird zudem der Stoffwechsel der Rösser angeregt.
Um 13.00 Uhr findet die Mittagsfütterung statt. Nachmittags dürfen sie noch in der Schrittmaschine ihre Runden drehen. Das dient laut Oberstallmeister Hamminger der Konditionsförderung. Um 18.00 Uhr werden die Tiere ein letztes Mal gefüttert, dann endet der Tag in der Hofreitschule.
Während die Bereiter für das tägliche Training der Rösser zuständig sind, so obliegt das Wohl der Tiere den Pflegern. Diese füttern und putzen die Vierbeiner und bringen sie auch in die Reitbahn. Jeder Pfleger ist für sechs bis acht Pferde verantwortlich. Zweimal pro Woche kontrolliert ein Tierarzt die Gesundheit der Vierbeiner.
72 Lipizzaner in der Stallburg
Derzeit leben 72 Lipizzaner in der Stallburg. Deren Wert wird nicht verraten - nur so viel: Jeder Hengst ist laut Hausberger bei Auslandstourneen auf 400.000 Euro versichert. "Und das ist aber nur ein Teil des Wertes", erklärte der Oberbereiter. Unter den vielen weißen Tieren in der Hofreitschule befindet sich auch ein braunes Exemplar. Grund dafür ist ein Aberglaube: "Unter den Bereitern herrscht die Meinung vor, dass, solange es einen Braunen gibt an der Hofreitschule, solange besteht die Spanische Hofreitschule - also für uns ist das eine Art Maskottchen."
Das Publikum kann die Rösser und deren Können in der Morgenarbeit und bei Vorführungen bewundern. Rund 70 Vorstellungen finden jährlich statt, wo es die berühmte "Schule über der Erde" zu sehen gibt. Damit sind jene Figuren gemeint, bei denen sich das Pferd mit der Vorderhand bzw. der Vorder- und der Hinterhand über den Boden erhebt. Dazu zählen Levade, Kapriole und Courbette.
Zusätzlich gibt die Hofreitschule auch Gastspiele im Ausland: 2011 standen Vorstellungen in Brüssel, Basel, London, Paris und in der deutschen Stadt Sankt Wendel auf dem Programm. "Mittlerweile haben wir genug ausgebildete Pferde, um hier in Wien weiter Vorstellungen zu machen. Das heißt, 28 bis 30 gehen auf Tournee und der Rest macht hier zu Hause Vorstellungen", erklärte Hausberger.