Wien. Das Sonnensystem fliegt um rund 11.000 Kilometer pro Stunde langsamer durch das Gas der Milchstraße als gedacht, zitiert das internationale Forscherteam um David McComas vom Southwest Research Institute in San Antonio (Texas) Messungen der Raumsonde "Interstellar Boundary Explorer" der Nasa im Fachjournal "Science".
Das Sonnensystem liegt eingebettet in die Heliosphäre. Diese blasenförmige Struktur im dünnen Gas der Milchstraße wird von einem steten Teilchenstrom von der Sonne, dem Sonnenwind, sowie vom solaren Magnetfeld geformt. In der Heliosphäre reist das Sonnensystem durch das interstellare Gas. Seit Jahrzehnten geht man davon aus, dass die Heliosphäre eine Schockfront in diesem interstellaren Medium vor sich herschiebt, ähnlich wie ein Überschallflugzeug in der Luft.
Daten zu überarbeiten
Mit einer Geschwindigkeit von 83.000 Kilometern pro Stunde sei das Sonnensystem aber zu langsam, um eine solche Schockfront aufzubauen. "Während es Schockfronten bei vielen anderen Sternen gibt, stellen wir fest, dass die Wechselwirkung unserer Sonne mit dem interstellaren Medium nicht die nötige Schwelle zur Bildung einer Schockfront erreicht", so McComas. "Das Phänomen vor unserer Heliosphäre ist eher eine Welle - wie ein Boot eine Bugwelle vor sich herschiebt."
Die Bedeutung der fehlenden Schockfront sei noch nicht klar. "Jahrzehnte wurden Szenarien betrachtet, die eine Schockfront einschließen. Diese Forschung muss nun mit den neuesten Daten überarbeitet werden." Konsequenzen ergäben sich etwa für die Art und Weise, wie energiereiche Atomteilchen aus dem Kosmos, die Kosmische Strahlung, in die Heliosphäre eindringen und sich in ihr bewegen können. Dieses Wissen sei für die bemannte Raumfahrt von Bedeutung.