
Und inwieweit fließt in die Arbeit von Puchner, der erst die Grafische in Wien besucht und dann Philosophie, Geschichte und Soziologie studiert hat, diese Ausbildung ein? "Am ehesten das Philosophiestudium", meint er, "da gibt es viele schöne Texte, die über das Ich und die Welt nachdenken, aber ohne den erhobenen Zeigefinger." Eine wichtige Rolle in seiner Arbeit nimmt auch seine Freundin ein, weil er viele seiner Texte erst einmal an sie geschrieben hat. "Sie ist die Erste, die sie liest." Kinder oder Haustiere hat der 60-Jährige keine - nur auf dem Papier, da sind seine berühmten roten Hasen ständige Begleiter, "die mein Leben bereichern", wie er sagt. Zu Kindern hat er trotzdem einen besonderen Draht, wenn es um das Thema Farben geht: "Ich finde es unheimlich spannend, wie sie beginnen, den Farben Namen zu geben. Da kommen oft tolle Überraschungen heraus."
Bitte keine Plakatfarben
Und je länger man mit ihm spricht, desto mehr gewinnt man den Eindruck, dass sich auch Puchner selbst trotz seiner akademischen Ausbildung einen kindlichen Zugang dazu bewahrt hat. So kann er zum Beispiel mit der gängigen Unterscheidung nach "kalten" und "warmen" Farben wenig anfangen. Und nimmt darauf in seinem Schaffen auch keine Rücksicht. Ebensowenig auf die in einer Studie belegte Tatsache, dass die Lieblingsfarbe der Europäer offenbar mit großem Vorsprung Blau ist. Mag er selbst auch Blau? "Ich mag alle Farben, wenn sie eine gewisse Art von Zartheit haben, Transparenz, einen Verlauf, oder wenn sie verspielt sind." Plakatfarben und knallige Farbflächen hingegen sind ihm wegen ihrer Penetranz eher unsympathisch.
Das sieht man auch in seinem Farben-Buch. Vom Hintergrund bis zu den Farbpaletten ist es voller Verläufe. Und es eröffnet dem Betrachter eine neue Farbenlehre, die sich von den bisherigen unterscheidet. "Ich gebe den Farben neue Namen, um sie mir neu anzueignen", erklärt Puchner. "Ich habe entdeckt, dass der Computer in unserer Welt Millionen neue Farbenskalen geschaffen hat, aber aus Buchstaben- und Zahlencodes. Das entspricht irgendwie der Anonymität unserer Zeit."
Artikel erschienen am 7. September 2012 in: "Wiener Zeitung", Beilage "Wiener Journal", S. 8-11