Angenommen, intelligente Marsmännchen würden den Nasa-Rover "Curiosity" zum ersten Mal auf ihrem Planeten sehen. Sie würden wissen wollen, wie er funktioniert und ihn zunächst auseinandernehmen und eine Liste der Teile erstellen. So eine Liste haben auch wir gemacht, und jetzt wollen wir wissen, was die Teile können. Entfernen wir einen Teil, kann "Curiosity" vielleicht nicht mehr nach links abbiegen. Nun untersuchen wir, ob dieser Teil dabei aktiv ist. Dann sehen wir uns an, ob es ausreicht, ihn zu aktivieren, um Curiosity abbiegen zu lassen. So ähnlich gehen wir vor, wenn wir den Beitrag einzelner Nervenzellen zum Fortpflanzungsverhalten erforschen.

Ethische Bedenken setzen eine Schranke vor Hirnforschung am lebenden Menschen. Könnten wir dort rein theoretisch dasselbe machen?

Das Prinzip ist auf jeden Fall auch auf Menschen anwendbar, doch wir wissen zu wenig, um ein gutes, wiederholbares Experiment zu entwerfen. In bestimmten Experimenten wurde neuronale Aktivität moduliert, etwa aus therapeutischen Gründen zur Tiefenstimulierung der Gehirne von Parkinson-Patienten. Die Präzision ist aber nicht so hoch wie im Experiment mit Fliegen, wo wir eine definierte, einzelne Nervenzelle nehmen können, die wir mit einem definierten Aktivitätsmuster aktivieren.

Experimente mit Epilepsie-Patienten haben gezeigt, dass es sogar ein Neuron gibt, das immer dann reagiert, wenn die Patienten ein Bild der Schauspielerin Jennifer Aniston sehen: Es gibt keinen Zweifel, dass diese Zelle diese Funktion durch Erfahrung gelernt hat. Es wäre sehr interessant, diese Zelle künstlich zu aktivieren und zu sehen, ob der Mensch an Jennifer Aniston denkt, wenn es kein Bild gibt. Die Antwort ist vermutlich nein, denn es ist unwahrscheinlich, dass nur diese eine Zelle die einzige ist, die für die Wahrnehmung dieser Schauspielerin zuständig ist.