Wien. (temp) Eine HIV-Infektion kann über Blut oder Blutprodukte erfolgen. Sie äußert sich nach Angaben des Wiener Spezialisten Norbert Vetter vom Otto-Wagner-Spital ähnlich wie ein grippaler Infekt. Unmittelbar nach der Ansteckung bildet der Körper Antikörper, die das Virus zunächst neutralisieren. Das HI-Virus vermehrt sich jedoch und befällt vorwiegend Zellen, die für die Immunabwehr verantwortlich sind. Es kommt zu einem Immundefekt, das Vollbild von Aids kann ausbrechen - möglicherweise erst nach Jahren.

Mit HIV infiziert zu sein, ist allerdings kein Todesurteil mehr. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die durch das Virus ausgelöste Immunschwächekrankheit Aids zu einer prinzipiell gut behandelbaren Erkrankung gewandelt. Entscheidend dafür war die Etablierung einer Kombinationstherapie mit verschiedenen Wirksubstanzen. Ausbruch und Symptome lassen sich damit hinauszögern - heilbar ist Aids aber noch immer nicht.

Die antiretrovirale Kombinationstherapie setzt an unterschiedlichen Stellen des Vermehrungszyklus von HI-Viren an. Dadurch wird eine vollständige Virusunterdrückung im Blut erreicht, die Abwehrsituation wieder hergestellt, sodass Aids nicht ausbricht.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem HI-Virus ist in Österreich zuletzt um rund 3,5 Prozent angestiegen. Die Angaben, wie viele Menschen hierzulande insgesamt mit dem Virus leben, sind unterschiedlich. Das Gesundheitsministerium schätzt die Zahl auf rund 6000 bis 10.000 Menschen; laut Aids-Hilfe Wien dürfte diese angesichts einer hohen Dunkelziffer bei 12.000 bis 15.000 liegen.

Hepatitis-C-Infektionsrisiko weitestgehend ausgeschaltet


Ein weitaus größeres Risiko stellte in den 1980er Jahren die Infektion mit Hepatitis C dar: Die Ansteckung mit dem Virus geht in 80 Prozent der Fälle in eine chronische Erkrankung über. Leberzirrhose und Karzinome sind die Langzeitfolgen. In Europa sind 1,2 Millionen Menschen betroffen, in Österreich rund 90.000. Das Virus wurde ebenfalls vor allem durch Blutkonserven und Plasmaspenden übertragen.

Das Risiko einer Infektion über Blut und Blutprodukte wurde laut Gesundheitsministerium durch eine massive Verschärfung der Kontrollen weitestgehend ausgeschaltet. Sprach man bis in die späten 1990er von einem Risiko einer HIV-Infektion von 1 zu 700.000 bis 1 zu 1,3 Millionen, ist dieses auf derzeit 1 zu 2,5 Millionen gesunken.

15 Tests sind es, die ein Spenderblut heute nach Abnahme durchläuft. Geregelt sind diese durch das Blutsicherheitsgesetz. Darin ist auch die freiwillige und unbezahlte Blutspende festgeschrieben, die als die sicherste gilt.

Da Blut nicht künstlich hergestellt werden kann, ist das Rote Kreuz auf freiwillige Spender angewiesen - die Konserven sind zudem nur begrenzt haltbar: Produkte mit roten Blutkörperchen halten maximal 42 Tage, jene mit Blutplättchen bis zu fünf Tage.

3,4 Prozent der Bevölkerung spenden regelmäßig Blut und sorgen für eine flächendeckende Versorgung. 450.000 Blutkonserven werden im Jahr von Krankenhäusern angefordert - pro Minute wird eine von ihnen benötigt.