Zum Hauptinhalt springen

Die neue Vogelgrippe

Von Alexandra Grass

Wissen

H7N9-Virus breitet sich in Ostchina aus. Laut WHO kein Grund zur Panik.


Wien. In China sind 24 Infektionen mit dem bisher kaum bekannten Vogelgrippe-Virus H7N9 gemeldet worden. Sieben Menschen verstarben. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht aber kein Grund zur Panik. Es gebe nur vereinzelte Fälle und keine Übertragung von Mensch zu Mensch.

Eine H7N9-Infektion beginnt mit Husten und Fieber und führt zu einer schweren Lungenentzündung. Das Virus gehört zum Grippetyp A. Mit H und N werden die Eiweiße der Virushülle - Hämagglutinin und Neuraminidase - abgekürzt. Von ihnen gibt es verschiedene Strukturen. Zwar wurden beim Menschen bisher auch Infektionen aus der Untergruppe H7 nachgewiesen, aber nicht kombiniert mit N9. Normalerweile infizieren sich damit nur Vögel.

Erste Untersuchungen des Erbguts zeigten, dass sich das Virus vermutlich an den Menschen angepasst hat. Der Erreger könne durch Mutationen wahrscheinlich an die Zellen von Säugetieren andocken, so die WHO.

Mit der Entwicklung eines Impfstoffes wurde bereits begonnen. Noch ist aber nicht klar, ob ein Neuraminidase-Hemmer - wie das Grippemedikament Tamiflu - wirken könnte. Normalerweise kann eine Grippe vom Typ A damit behandelt werden. Die Wirkung ist in einem frühen Stadium der Krankheit, etwa für H5N1-Infektionen belegt. Seit dem Jahr 2003 wurden weltweit mehr als 600 Menschen mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 infiziert. Davon verstarben 371 Menschen.

Jedes Tier-Grippevirus kann, obwohl es noch nie der Fall war, das Risiko einer Pandemie - also einer länderübergreifenden Ausbreitung der Krankheit - bedeuten. Das Risiko würde ab dem Moment steigen, wenn es den Nachweis einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung gäbe.

Der heimtückische Typ A

Bisher wurde das Virus in Shanghai in Tauben nachgewiesen, in anderen Städten in Wachteln. Vögel werden oft lebendig auf Märkten verkauft, wodurch viele Menschen in engen Kontakt mit möglicherweise infizierten Tieren kommen. Hingegen sei es laut WHO ungefährlich, gut durchgegartes Fleisch zu essen. Denn normalerweise überleben solche Viren Temperaturen über 70 Grad Celsius nicht. Vom Verzehr von kranken Tieren wird trotzdem dringend abgeraten.

Grundsätzlich sind Typ-A-Viren heimtückisch, denn sie sind sehr wandlungsfähig. Sie können ihre Virushülle so verändern, dass das menschliche Abwehrsystem die Virusvariante bei der nächsten Grippewelle nicht wiedererkennt. Gegen die Grippe kann man daher nie immun werden.

Mittlerweile wurde in den chinesischen Städten Hangzhou und Nanjing mit der Tötung von Geflügel begonnen. Der Handel mit den Tieren wurde verboten, Geflügelmärkte sind geschlossen und der Weitertransport untersagt. In Shanghai sind rund 20.000 Hühner, Enten, Gänse und Tauben vorsorglich gekeult worden.

Europäische Experten sind skeptisch, was die Ausbreitung anbelangt. "Die chinesischen Behörden haben uns in der Vergangenheit nicht überzeugen können, dass sie so etwas in Schach halten können", erklärt der Virologe Alexander Kekulé von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Doch auch wenn sich H7N9 als ein ähnlicher Erreger wie H5N1 vor einigen Jahren entpuppen sollte, sei Europa gewappnet, meint der Experte.

Rötelmäuse und Hantavirus

Fern der Vogelgrippe treibt in Österreich ein anderes Tier-Virus sein Unwesen. Durch eine offenbar starke Vermehrung der Population der sogenannten Rötelmäuse ist es 2012 zu einem heftigen Anstieg der Infektionen mit dem Puumala-(Hanta-)Virus gekommen. Der Erreger wird meist über Exkremente von Mäusen durch Einatmen übertragen. Es kommt zu hohem Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Bauch- und Rückenschmerzen. Bei schweren Verläufen auch zu Nierenversagen, das aber wieder ausheilt. Die Mäuse selbst zeigen ebenso wie die Vögel beim H7N9-Virus keine Krankheitserscheinungen.