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Kampf gegen die Sepsis

Von Alexandra Grass

Wissen
Derzeit wird in der Therapie auf die Überwachung gesetzt. Ein spezielles Analysegerät befindet sich in Entwicklung.
© fotolia

Welt-Sepsis-Tag: Bis 2020 soll Zahl der Infektionen um ein Fünftel sinken.


Wien. Die Gefährlichkeit einer Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, ist trotz der hohen Sterberate, die weit über jener von Herzinfarkten liegt, in der Bevölkerung weitgehend unterschätzt. Sie kommt nicht nur häufig vor - in Österreich sterben jährlich mehr als 6000 Menschen daran -, sondern kann auch verschiedene Auslöser haben. Das erschwert sowohl die Diagnose als auch die Behandlungsmöglichkeiten.

Die aktuelle Forschung widmet sich unter anderem dem Monitoring, also dem Überwachen, als wichtigen Marker, um eine personalisierte Therapie einleiten zu können und damit Menschenleben zu retten. Weltweit wären das jährlich immerhin rund 800.000. Die Sepsis ist als häufige Komplikation schwerer Infektionen die dritthäufigste Todesursache, wobei vorwiegend ältere Menschen, Transplantationspatienten und Schwerverletzte gefährdet sind. Sie ist die schwerste Verlaufsform bakterieller, viraler und durch Pilze verursachter Infektionen. Vorwiegend sind das Lungenentzündungen, Infektionen im Bauchraum, Harnwegsinfekte und Wundinfektionen nach Operationen. Die Folge außer Kontrolle geratener Entzündungsreaktionen des Organismus auf Infektionserreger sind die Schädigung eigener Gewebe und Organe durch körpereigene Abwehrmechanismen. Eine schwere Sepsis hat eine Sterblichkeitswahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent.

Bei Kindern stellt die Meningokokkeninfektion ein großes Problem dar, betont Heinz Redl, Direktor des Ludwig Boltzmann Instituts für experimentelle und klinische Traumatologie (LBI) im Wiener Lorenz-Böhler-Krankenhaus anlässlich des heute, Freitag, stattfindenden Welt-Sepsis-Tages.

Meningokokken können schon innerhalb weniger Stunden die Blutzirkulation im Körper verändern. Dies kann mit dem Verlust gewisser Körperteile verbunden sein und rasch bis zum Tod führen. Hier kann allerdings eine Impfung vorbeugen.

Keine Prophylaxe möglich

Gegen alle anderen Arten der Sepsis gibt es hingegen keine Möglichkeit der Prophylaxe. Entscheidend für das Überleben ist ein frühestmöglicher Therapiebeginn. "Kürzlich ist es uns gelungen, neue Biomarker zu identifizieren, die maßgeblich zur raschen Diagnose einer Sepsiserkrankung beitragen", so Redl. Behandlungsmöglichkeiten sind ein Abschirmen durch Antibiotikagaben sowie intensivmedizinische Unterstützungsmaßnahmen wie Beatmung, Dialyse und Stützung des Kreislaufsystems etwa durch Infusionen.

"Es wird das Sepsismedikament nicht geben", betont der Mediziner. Die Forschung geht daher andere Wege. Im Rahmen eines von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützten Projekts entwickelt das LBI Trauma in Zusammenarbeit mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) und der Medizinuniversität Wien "ein bettseitiges Analysegerät", um einer möglichen Sepsis rasch auf die Spur zu kommen. Mit einem solchen Gerät sollen in Zukunft auch kleinere Spitäler, deren labortechnische Möglichkeiten oft begrenzt sind, ausgestattet werden können, um rechtzeitig zu den nötigen Daten zu kommen.

Der derzeit in Wien stattfindende und vom LBI Trauma und der Medizinuni Wien organisierte Kongress der Europäischen Schockgesellschaft hat das Ziel gesetzt, bis 2020 das Auftreten von Sepsiserkrankungen um 20 Prozent zu reduzieren.