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Schach dem Brustkrebs

Von Heiner Boberski

Wissen

Es geht um Überlebensrate und mehr Chancen für brusterhaltende Eingriffe.


Wien. In Österreich erkranken pro Jahr ungefähr 5000 Frauen an Brustkrebs, im gleichen Zeitraum sterben etwa 1600 Frauen an dieser Krankheit. Nach jahrelangen Debatten intensivieren nun die heimischen Gesundheitsinstitutionen den Kampf gegen Brustkrebs. Am 2. Jänner 2014 wird die erste Tranche an Briefen für ein kostenloses Brustkrebs-Screeningprogramm verschickt. 1,5 Millionen Frauen, monatlich etwa 63.000, im Alter zwischen 45 und 69 Jahren sollen automatisch alle zwei Jahre eine Einladung zur Mammografie erhalten.

Die Einladung erfolgt gestaffelt nach Geburtsjahrgängen, beginnend mit Frauen im Alter von 69 Jahren. Frauen zwischen 40 und 44 sowie zwischen 70 und 74 Jahren können über eine Telefon-Service-Hotline gratis eine Einladung anfordern. Das Programm richtet sich an Frauen ohne Beschwerden, alle anderen sollten sich sofort untersuchen lassen und nicht auf eine Einladung warten.

Das neue Programm ist das Resultat von Verhandlungen zwischen Sozialversicherung, Ärztekammer und Gesundheitsministerium sowie den Bundesländern. Für die Vorsorgeuntersuchung reicht die Einladung in Verbindung mit der E-Card, eine ärztliche Überweisung ist nicht erforderlich. Da das Programm mit sehr strengen Qualitätsvorgaben einhergeht, sind die Untersuchungen nur an 190 bestimmten radiologischen Standorten in Österreich möglich. Dort stehen 570 speziell ausgebildete und zertifizierte Radiologinnen und Radiologen bereit, die mit Geräten auf dem letzten Stand der Technik arbeiten.

Für jedes Röntgenbild wird unabhängig voneinander von zwei Experten ein Befund erstellt. Für die Auswertung der Ergebnisse zu Studienzwecken sollen die sensiblen Daten vor Missbrauch geschützt werden, indem man sie so verschlüsselt, dass sie nicht mehr mit einzelnen Personen in Verbindung gebracht werden können ("Pseudonymisierung").

Hauptanliegen des Programms ist die Früherkennung von Brustkrebs-Erkrankungen im heilbaren und nicht metastasierten Stadium. Damit sollen gleichzeitig die Überlebensrate und der Anteil der möglichen brusterhaltenden Operationen erhöht werden. Nahmen bisher nur maximal rund 40 Prozent der in Betracht kommenden Österreicherinnen an solchen Untersuchungen teil, so hofft man, dass durch die Einladungen die Quote längerfristig auf 70 Prozent gesteigert werden kann.

Bei einem auffälligen Befund wird die Situation durch weiterführende Untersuchungen (zum Beispiel Magnetresonanz, Biopsie) abgeklärt. Einerseits soll die Untersuchung möglichst genau sein, auf der anderen Seite sollen nicht zu viele Frauen durch falsche Ergebnisse unnötig beunruhigt werden. Bei späterer Abklärung stellen sich nach heutigen Erfahrungen neun von zehn der verdächtigen Befunde in der Mammografie bei der späteren Abklärung als gutartig heraus.