Zum Hauptinhalt springen

Ob ein Baby kommen soll

Von Heiner Boberski

Wissen
In diesem Fall dürften sich beide Partner schon sehr auf ihr Kind freuen.
© I Love Images/corbis

Die Entscheidung für ein Kind hängt häufig davon ab, ob schon eines da ist.


Wien. Wenn in einer Partnerschaft der Wunsch nach einem Kind kein gemeinsamer ist, belastet das häufig die Beziehung. Wovon hängt die Entscheidung für oder gegen ein Kind ab? Wer setzt sich durch, wenn nur ein Partner, sei es die Frau oder der Mann, den Kinderwunsch hat, der andere aber nicht? Eine neue Studie von Maria Rita Testa im Fachblatt "Demografische Forschung - Aus Erster Hand" bringt Licht in ein spannendes Thema.

Die italienische Demografin, die am Vienna Institute of Demography arbeitet, analysierte dafür die Resultate der Umfrage "Familienentwicklung in Österreich" aus dem Jahr 2008. Im Rahmen des europäischen "Generations and Gender Survey" hatte damals Statistik Austria etwa 5000 Frauen und Männer aus Österreich zwischen 18 und 45 Jahren zum Thema Kinderwunsch befragt.

Rolle der Väter wichtig

Testas wesentlichste Erkenntnis lautet: Ob sich ein Paar bei der Planung einer Schwangerschaft uneins ist, hängt stark davon ab, ob es bereits Kinder hat. Ist das Paar noch kinderlos, setzt sich häufiger jener Partner durch, der sich Kinder wünscht. Gibt es aber bereits Nachwuchs, und sei es auch nur ein einziges Kind, fällt die Entscheidung öfter zugunsten jenes Partners, der kein Kind mehr will. Einigen Einfluss hat dabei die Rolle der Väter: Beteiligen sie sich stark an der Betreuung des Nachwuchses, ist die Entscheidung für ein weiteres Baby wahrscheinlicher, als wenn sich vorwiegend nur die Mütter um die Kinder kümmern.

Für die Studie wurden die Aussagen von 3280 Befragten, die in heterosexuellen Partnerschaften lebten und im Prinzip in der Lage waren, Kinder zu zeugen oder zu empfangen, ausgewertet. 87 Prozent der Befragten waren sich mit ihrem Partner einig, dass sie noch ein Kind wollten (76 Prozent) beziehungsweise ihre Familienplanung abgeschlossen war (11 Prozent). Doch 13 Prozent stimmten in dieser Frage nicht mit dem Partner überein.

"Ob ein Befragter dann tatsächlich plant, innerhalb der nächsten drei Jahre ein Kind zu bekommen, hängt deutlich mehr von den eigenen Wünschen als von denen des Partners ab", sagt Testa. Frauen, die noch kein Kind haben, seien dabei eher bereit, sich über die Wünsche ihres Partners hinwegzusetzen, als Männer, die sich - im Gegensatz zu ihrer Partnerin - ein Kind wünschen.

"Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass vermehrt diejenigen Frauen und Männer planen, ihren Kinderwunsch auch in die Tat umzusetzen, die eine bessere Ausbildung oder ein höheres Einkommen als ihre Partner haben", erklärte Testa. Die Hypothese, dass der sozioökonomische Status der Beteiligten die Entscheidung für oder gegen ein (weiteres) Kind beeinflusst, ließ sich aber, so die Forscherin, nicht bestätigen.

Wenn jemand beabsichtigt, auch gegen den Wunsch des Partners ein Kind zu bekommen, heißt das noch keineswegs, dass er mit der Verhütung aufhört. Nur bei jenen Paaren, die sich im Konsens ein Baby wünschen, wird mehrheitlich nicht verhütet: Bei noch kinderlosen Paaren sind es 68, bei Paaren, die schon Eltern sind, 66 Prozent. In allen anderen Gruppen liegt der Anteil an nicht verhütenden Paaren zwischen 10 und 34 Prozent.

"Interessant dabei ist", sagt Maria Rita Testa, "dass der gemeinsame Wunsch nach einem Kind viel eher dazu führt, dass ein Paar nicht mehr verhütet, als die feste Absicht eines Einzelnen, innerhalb der nächsten drei Jahre ein Kind zu bekommen." Aus Sicht der Demografin könnte das daran liegen, dass diejenigen, die den Kinderwunsch haben, ihre Partner erst von den Vorteilen eines (weiteren) Babys überzeugen wollen, bevor sie sich auf das Risiko einer Schwangerschaft einlassen.