Wien. (gral) Ein ungesunder Lebensstil, begleitet von Übergewicht, Diabetes, Rauchen und Bewegungsmangel, trägt wesentlich dazu bei, dass die Fortschritte der Herzkreislaufmedizin aufgehoben werden, stellte am Dienstag im Vorfeld der Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft deren Präsident Franz Weidinger fest. Die Hälfte aller Todesfälle in Europa ist auf Herzkreislauferkrankungen zurückzuführen. "Wir brauchen Präventionsprogramme, die Patienten bei der Änderung ihres Lebensstils unterstützen", fordert der Mediziner der Rudolfsstiftung in Wien.
Als Beispiele nannte er Maßnahmen zum Eindämmen des Rauchens, die Verringerung der täglichen Salzaufnahme auf durchschnittlich drei Gramm, die Reduzierung von gesättigten Fettsäuren, die Eliminierung von Transfetten aus der Ernährung sowie Förderung der Bewegung über die Verkehrspolitik.
Die Erfolge der Herzmedizin werden mit einer negativen Entwicklung geschmälert. Doch Eingriffe im Herzkatheter, Stents, schonend implantierbare Herzklappen, implantierbare Schrittmacher und Defibrillatoren, neue Blutgerinnungshemmer und Medikamente gegen Lungenhochdruck und Herzinsuffizienz haben dazu geführt, dass die Menschen immer älter werden. So starben vor 25 Jahren noch zwischen 20 und 30 Prozent der hospitalisierten Herzinfarktpatienten. Heute sind es lediglich vier bis fünf Prozent.
Immer neuere Techniken und Substanzen tragen zur positiven Entwicklung bei. Etwa bei der sogenannten Aortenklappen-Stenose, einer krankhaften Verengung der Aortenklappe. Dabei kommt es zu einem reduzierten Blutfluss in die Hauptschlagader, was schließlich zu einer Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) führt. Mit der "Tavi" genannten Technik ist es möglich, minimalinvasiv mittels Katheder eine Herzklappenprothese einzusetzen. Von dieser schonenden Methode profitieren vor allem ältere Menschen. Die Alternative dazu wäre eine Operation am offenen Herzen, was eine immense Belastung für den Körper darstellt.
Blutverdünnung
Auch in Sachen Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern gibt es Fortschritte. So haben die sogenannten neuen oder direkten oralen Antikoagulantien die Therapie in den vergangenen Jahren sicherer gemacht, berichtete Franz Xaver Roithinger von der Abteilung für Innere Medizin im Landesklinikum Baden-Mödling. Im Vergleich zu den herkömmlich eingesetzten Vitamin K-Antagonisten wie etwa das bekannte Marcumar zeigen die Noaks oder Doaks genannten Arzneien "eine deutliche Überlegenheit". "Abgesehen von den Kosten" spreche nahezu alles für die neuen Substanzen, so Roithinger.