Wien/Chicago. Sowohl bei Gehirnmetastasen als Folge von Krebs als auch bei primären Gehirntumoren (Glioblastome) könnte eine Immuntherapie wirksam sein, wie Wiener Onkologen in zwei Studien herausgefunden haben. Matthias Preusser vom Comprehensive Cancer Center der Meduni Wien untersuchte bei Patienten mit Gehirnmetastasen aufgrund anderer Krebserkrankungen die Zusammenhänge bei der Einwanderung von sogenannten Tumor-infiltrierenden Lymphozyten (aggressiven Abwehrzellen) ins Gehirn.

Arzneien liegen vor


Bisher wurde angenommen, dass das Immunsystem im Gehirn anders als sonst im Körper arbeitet und mithilfe der Blut-Hirn-Schranke das Einwandern aggressiver Abwehrzellen verhindert. Während sich im gesunden Gehirn tatsächlich kaum Lymphozyten finden, zeigt sich bei Krebskranken eine höhere Dichte dieser Zellen. Die Onkologen konnten zeigen, dass eine größere Immunantwort mit einer besseren Prognose einhergeht. In manchen Fällen verdoppelte sich die Überlebensdauer. Für die Mediziner sind die Resultate ein deutlicher Hinweis auf eine mögliche Wirksamkeit von Immuntherapien bei Gehirnmetastasen. "Mit den monoklonalen Antikörpern Ipilimumab und Nivolumab sowie mit weiteren in Entwicklung stehenden Immun-Checkpoint-Inhibitoren sind bereits solche Arzneimittel vorhanden", so Preusser.

Eine ähnliche Arbeit der Wiener Onkologin Anna Sophie Berghoff untersuchte Glioblastom-Gewebeproben von 117 Patienten auf die Genexpression von bestimmten Oberflächenmolekülen, die bei der Mehrheit entdeckt wurden. Auch das spreche für die wahrscheinliche Wirksamkeit von solchen Arzneimitteln. Die Arbeiten wurden am Wochenende beim Jahreskongress der amerikanischen Onkologengesellschaft in Chicago präsentiert.