New York/Exeter/Wien. (est) Affen haben unterschiedliche Gesichter, damit sie sich nicht mit fremden Arten paaren. Das berichten britische und amerikanische Anthropologen. Die Wissenschafter haben die Rolle von visuellen Reizen bei der Partnerwahl untersucht. Wie sich zeigt, finden Meerkatzen einzig und allein die Gesichtszüge ihrer eigenen Artgenossen sexy. Mit fremdartig aussehenden Verwandten paaren sie sich nicht. Das verhindert unfruchtbaren Nachwuchs und sichert den Erhalt der Art.
In Zentral- und Westafrika gibt es mehr als zwei Dutzend Spezies von Meerkatzen. Sie haben sich an unterschiedliche Lebensumstände angepasst. Das führte zur Entstehung verschiedener Arten, die aber immer noch nah verwandt sind. "Die Evolution ermöglicht es, sich so lange anzupassen, bis die Art gedeiht. Manchmal entstehen dabei neue Spezies", erklärt James Higham von der New York University, Erstautor der in "Nature Communications" veröffentlichten Studie: "Die Frage ist, welche Mechanismen es verhindern, dass sich Verwandte kreuzen." Immerhin würden viele Spezies die gleichen Lebensräume teilen.
Manche Meerkatzen haben helle Augenlider und rote Nasen. Andere haben schwarze Gesichter und einen weißen Haarkranz um die Augenpartie. Andere wiederum, die "Goldaffen", haben weiße Nasen auf blonden Gesichtern. Dieses fast kurios unterschiedliche Aussehen verhindert, dass sich nahe Verwandte kreuzen, wenn sie aufeinandertreffen. Meerkatzen paaren sich nicht mit Verwandten, die fremd aussehen.
Um dies zu beweisen, machten die Forscher standardisierte Porträtfotos aller Meerkatzenarten. Sie fütterten ihre Computer mit den Bildern und nutzten zur Datenverarbeitung eine Software, die aus der menschlichen Gesichtserkennung erprobt ist. So erfassten sie systematisch die Merkmale der Konterfeis der unterschiedlichen Meerkatzenarten und die Zusammenhänge zwischen verschiedenem Aussehen.
Es zeigte sich: Je enger zwei Meerkatzenarten in der Natur zusammenleben, desto stärker unterscheiden sich ihre Gesichter. Bei Arten, bei denen die höchste Gefahr zwischenartlicher Kreuzungen besteht, unterschieden sich die Gesichter maximal. Die Unterschiede in Farben, Mustern und Fellstrukturen vermitteln also, wer zu einem passt. "Bisher ist das wohl der stärkste Hinweis darauf, dass visuelle Signale eine Schlüsselfunktion in einem wichtigen Prozess der Evolution haben - nämlich dabei, wie sich Arten bilden und eigenständig bleiben", sagt Studienleiter William Allen. "Spannend ist auch, dass wir dies bei einer Tiergruppe entdeckt haben, die in Verbindung mit unserem eigenen Stammbaum steht."