Washington. (gral) Das Gehirn scheint eine visuelle Bibliothek zu beherbergen. Wenn wir ein Wort kennen, betrachtet unser Denkorgan dieses nämlich als Bild und nicht als eine Folge von Buchstaben. Zu dieser Erkenntnis sind Forscher vom Georgetown University Medical Center (GUMC) gekommen und schreiben darüber im "Journal of Neuroscience".

"Wir registrieren Wörter nicht, indem wir sie schnell buchstabieren oder Wortteile identifizieren. Hingegen erinnern sich bestimmte Neuronen in einem kleinen Gehirnareal an das Wortbild", erklärt Studienautor Maximilian Riesenhuber von der GUMC. Dieses sogenannte visuelle Wortbildungsareal befindet sich in der linken Seite des visuellen Cortex. Genau gegenüber auf der rechten Seite befindet sich das fusiforme Gesichtsareal, welches Gesichter speichert. "Die eine Seite ermöglicht uns das schnelle Wiedererkennen von Menschen, die andere Seite lässt uns ganze Wörter sehen, was uns darin unterstützt, schnell zu lesen", erklärt Riesenhuber.

Neue Lernstrategie


Die Wissenschafter rekrutierten für ihre Untersuchung 25 Studenten, um ein Set von insgesamt 150 Nonsens-Wörtern zu lernen. Die Plastizität des Gehirns, die mit dem Lernvorgang in Verbindung gebracht wird, wurde vor und nach dem Training mittels funktioneller Magnetresonanztomografie auf Veränderungen untersucht. Nach dem Training reagierten die Neuronen auf das Nonsens-Vokabular, wie wenn es reale Wörter wären.

Die Studie zeigt nicht nur auf, wie das Gehirn Wörter verarbeitet, sondern erlaubt auch Einblicke, wie man Menschen mit Leseschwierigkeiten helfen könnte. Es könnte sich als gute Strategie entpuppen, jene Personen Wörter als Bilder erlernen zu lassen, schreiben die Wissenschafter in dem Fachblatt.