Ulm. Sex steigert das Herzinfarktrisiko gewöhnlich nicht, wie eine Langzeitstudie deutscher Forscher zeigt. Patienten könnten ihr Sexualleben nach einem Infarkt auch wieder aufnehmen. Anders scheint es sich beim Seitensprung zu verhalten. Dieser sei herzkreislauftechnisch offenbar gefährlicher als Sex in der Partnerschaft.
Bisher gebe es nur wenige Daten zu den Risiken von sexuellen Aktivitäten bei Herzinfarktpatienten, so die Forscher um Dietrich Rothenbacher von der Uni Ulm im "Journal of the American College of Cardiology". Das Team untersuchte 536 Infarktpatienten im Alter von 30 bis 70 Jahren über zehn Jahre. Zunächst sollten die Teilnehmer die Häufigkeit ihrer sexuellen Aktivitäten während der zwölf Monate vor ihrem Infarkt angeben. Zudem sollten sie berichten, wann sie zuletzt Geschlechtsverkehr hatten. In den folgenden zehn Jahren erlitten in der Gruppe 100 Menschen erneut einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Häufigkeit ihrer sexuellen Aktivität beeinflusste das Risiko aber nicht negativ.
Seitensprung gefährlicher
Ältere Studien zeigen, dass Seitensprünge gefährlicher seien als Sex mit dem Partner. Rechtsmediziner der Uni Frankfurt hatten 60 Fälle analysiert, bei denen ein Partner beim Sex gestorben war. 56 Opfer waren Männer, die einem Herzinfarkt erlagen. Sie waren im Durchschnitt 59 Jahre alt. Mehr als die Hälfte starb bei Geliebten oder Prostituierten, nur jeder vierte bei der Partnerin. Britische Forscher kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Eine These besagt, dass sich ältere Männer beim Seitensprung mehr anstrengen als zu Hause.
Nach Auskunft der Amerikanischen Herzgesellschaft ist Sex sportlich vergleichbar mit flinkem Gehen oder einigen Stockwerken Stiegensteigen. Wer das ohne gesundheitliche Probleme schaffe, habe nichts zu befürchten.