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Neuer Impfstoffkandidat gegen das Mers-Virus

Von Alexandra Grass

Wissen
Kamele sind offenbar der Lieblingswirt von Mers-Viren.
© Science

Die lebensbedrohliche Atemwegserkrankung wird von Kamelen auf den Menschen übertragen - Forscher haben nun fünf Stämme identifiziert.


Wien/HongKong/München. Im Lichte der letzten Ausbrüche des Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus (Mers-CoV) mit zahlreichen Toten stehen zwei Publikationen, die nun im Fachblatt "Science" erschienen sind. Die Forscher identifizierten gleich fünf verschiedene Virenstämme und testeten einen Impfstoff, um eine Übertragung von Kamel zu Mensch verhindern zu können.

Die oft tödlich verlaufende Infektion der Atemwege tritt gehäuft im arabischen Raum auf und wurde auch dort erstmals im Jahr 2012 nachgewiesen. Die Ansteckungsgefahr bei Mers ist zwar nicht besonders hoch, allerdings sterben viele der Infizierten. Typische Symptome sind Fieber, Atemprobleme, Lungenentzündung und Nierenversagen. Die Todesrate liegt bei etwa 40 Prozent. Auch in Südkorea war in diesem Jahr ein Ausbruch mit zahlreichen Toten zu verzeichnen.

Nach bisheriger Erkenntnis wurde das Mers-Virus schon seit etlichen Jahren unerkannt von Kamelen auf Menschen übertragen. Es sind demnach auch die Kamele, bei denen Wissenschafter ihre Forschungen ansetzen.

Ein internationales Forscherteam um Yi Guan von der University of Hong Kong fand in Proben von 1300 saudischen Tieren gleich fünf Varianten des Mers-Virus, die zwischen Kamelen und Menschen als Wirt wechseln. Das weite Spektrum an Virenstämmen und ihre Fähigkeit, verschiedene Spezies infizieren zu können, lässt die Forscher vermuten, dass es in Zukunft noch mehr Varianten geben wird. Viren dieser Gruppe können sich nämlich genetisch rasch verändern und so an veränderte Bedingungen anpassen. Sicherheitsmaßnahmen, um eine Übertragung von Tier zu Mensch anwenden zu können, sollten Priorität haben, betonen die Forscher.

Ausreichend Antikörper

Ein weiteres Studienteam mit Beteiligung der Ludwig-Maximilians-Universität München hat einen Impfstoffkandidaten (MVA-Mers-S) an Kamelen getestet, um das Virus im Organismus des Tieres unschädlich zu machen. Die Forscher sprechen dabei von einem Erfolg. Nach der Verabreichung entwickelten alle Kamele innerhalb von drei Wochen ausreichend Antikörper gegen das Virus. Sie entwickelten nach einer Infektion nur milde klinische Symptome mit einer viel geringeren Viruslast. "Unsere Forschungen zeigen ganz klar, dass eine Impfung mit MVA-Mers-S die Präsenz des Virus im nasalen Bereich der Kamele deutlich reduziert", so Albert Osterhaus von der Veterinärmedizinischen Uni Hannover. Eine Immunisierung mit dem Impfstoff schützt die Tiere aber auch vor den für sie bedrohlichen Kamelpocken, wie die Forscher in Folge feststellten.

Der Großteil der Infektionen mit Mers hat bis dato in Saudi-Arabien und Südkorea stattgefunden. Nach Europa oder die USA eingeschleppte Viren wurden bis dato nicht weiterverbreitet. Bei einigen wenigen Betroffenen endete die Erkrankung dennoch trotz massiver medizinischer Betreuung tödlich.

Die Forscher planen nun klinische Studien zum Einsatz von MVA-Mers-S beim Menschen. Es sollte möglich sein, damit auch dem menschlichen Organismus Schutz bieten zu können, ist Gerd Sutter von der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität überzeugt.