Leipzig. (dpa) Der Denisova-Urmensch hat weitaus weniger Spuren im Erbgut moderner Menschen hinterlassen als der Neandertaler. Während außerhalb Afrikas das Genom heute lebender Menschen ungefähr zu zwei Prozent vom Neandertaler stammt, fand sich nur bei Menschen aus Papua-Neuginea eine signifikante Abstammung vom Denisova-Menschen mit einem Anteil zwischen 1,9 und 3,4 Prozent. Das berichtet ein internationales Team in "Science". Die Wissenschafter um Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig erhoffen sich davon neue Erkenntnisse zum Verständnis der menschlichen Evolution.
Der Denisova-Urmensch ist erst seit 2008 bekannt, als russische Archäologen einen Knochen und Zähne in Südsibirien fanden. Bei ihm handelt es sich laut Pääbo um eine weit entfernte Schwestergruppe des Neandertalers. Während die Neandertaler vor allem in Europa und Westasien lebten, zogen die Denisovaner durch Ostasien. Sie lebten vermutlich noch vor etwa 40.000 Jahren im zentralasiatischen Altai-Gebirge.
Mindestens eine Vermischung
In die Studie flossen Genom-Analysen von mehr als 1500 Menschen aus der ganzen Welt ein, das besondere Interesse lag aber auf den Daten von 35 Menschen aus Papua-Neuginea. Die Forscher gehen davon aus, dass es mindestens eine Vermischung von modernen Menschen mit Denisovanern gegeben hat - im Unterschied zu mindestens drei mit Neandertalern. Pääbo vermutet, dass es dazu auf dem asiatischen Festland gekommen ist, denn dort finden sich bis heute Spuren dieser archaischen Vorfahren im menschlichen Erbgut, allerdings deutlich weniger als ein Prozent. US-Wissenschafter hatten bereits 2014 berichtet, dass das Höhen-Gen der Tibeter, durch das sie ohne Atemprobleme an das Leben auf über 4000 Metern Höhe angepasst sind, vermutlich vom Denisova-Menschen stammt.