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Zika-Befall bringt Immunität

Von Alexandra Grass

Wissen

Bei Schwangeren dauert die Infektion besonders lang. Aussichtsreiche Impfstoffe sind in Entwicklung.


Madison/Cambridge/Wien. Vor zwei Jahren hat sich mit der Fußball-WM in Brasilien und dem damit verbundenen Fanstrom aus aller Welt völlig unbemerkt ein besonders gefährlicher Gast eingeschlichen. Vereinzelt ist dieser mittlerweile auch bis nach Europa vorgedrungen. Es handelt sich um das Zika-Virus, das bei Kindern von infizierten Müttern Missbildungen, Autoimmunerkrankungen und neurologische Störungen hervorrufen kann.

10 versus 70 Tage

Forscher widmen sich seither intensiv der Erforschung des Infektionsablaufs sowie der Entwicklung wirksamer Impfstoffe. In einer Studie an Affen konnten US-Wissenschafter nun aufzeigen, dass eine überstandene Infektion immun gegen das Virus macht. "Das sind gute Nachrichten für ein Impfstoff-Design", betont David O’Connor von der University of Wisconsin-Madison im Fachblatt "Nature Communications".

Die Studie zeigt allerdings auch, dass das Virus während einer Schwangerschaft viel länger im Körper verweilt als bei Männern oder Nicht-Schwangeren. Gewöhnliche Affen hatten die Infektion nach zehn Tagen überstanden, im Blut der schwangeren Tiere existierte das Virus allerdings zwischen 30 und 70 Tage lang. Diese verlängerte Infektionszeit habe Auswirkungen auf die schweren gesundheitlichen Effekte von Zika während der Schwangerschaft.

Diese Hartnäckigkeit des Virus sei den Forschern zu Folge möglicherweise auf das geforderte Immunsystem der werdenden Mütter zurückzuführen, das es erschwert, sich schnell vom Erreger zu befreien.

Die Wissenschafter beobachteten aber auch den mütterlichen Blutstrom im Gesamtkreislauf und fanden heraus, dass das Virus vom Fötus aus der Gebärmutter wieder zurückfließt. "Sollte das der Fall sein, würde das bedeuten, dass die Infektion des Fötus viel länger anhält als die Infektion der Mutter", erläuterte O’Connor.

Schwangere scheinen aber nur dann gefährdet zu sein, wenn das Virus erst kurze Zeit grassiert. Denn "in Afrika, wo das Virus schon seit einer langen Periode zirkuliert, haben wir diese negativen Auswirkungen nach einer Schwangerschaft nicht beobachtet", schildert Matthew Aliota von der UW-Madison’s School of Veterinary Medicine. Das scheint der Fall zu sein, weil die Menschen dort schon sehr früh in ihrem Leben, zumeist als Kinder, mit Zika in Kontakt kommen und damit für den Rest ihres Lebens geschützt sind.

Ob es noch weitere mögliche Auswirkungen gibt, die Kinder in Folge einer Zika-Infektion während ihrer Zeit im Mutterleib betreffen können, ist noch nicht klar. Erst seit dem Auftreten des Virus in Brasilien ist die Beobachtung betroffener Kinder durchführbar. Diese sind nun gerade einmal ein Jahr alt - viele davon auch scheinbar gesund. "Man müsste die Kinder fünf Jahre oder länger beobachten, um mögliche kognitive Beeinträchtigungen in ihrer Entwicklung erkennen zu können", betont Aliota.

Zwei Kandidaten

Impfstoffhersteller auf der ganzen Welt forschen nun nach einer wirksamen Vakzine. Zwei Kandidaten scheinen hier besonders aussichtsreich zu sein. Forscher des Walter Reed Army Institute of Research (WRAIR) und des Beth Israel Deaconess Medical Center testeten eine Vakzine, die auf einem Zika-Virus-Stamm aus Brasilien beruht, und einen gereinigten inaktiven Impfstoff basierend auf einem Virus-Stamm aus Puerto Rico. Eine einzige Dosis schützte Mäuse bei beiden Arzneien vor einer Infektion. Beide Substanzen wären demnach sicher und lösten eine gewünschte Antikörperreaktion aus. "Dieses Resultat gibt uns die Zuversicht, dass die Entwicklung eines vor dem Zika-Virus schützenden Impfstoffes für den Menschen möglich ist", betont Nelson Michael vom WRAIR im Fachblatt "Nature".