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Gefahr aus dem All

Von Alexandra Grass

Wissen

Am weltweiten "Asteroid Day" werden die Risiken und die Bedeutung der Gesteinsbrocken aufgezeigt.


Wien. In dem Hollywood-Spektakel "Armageddon" versuchen die Protagonisten mit einer Atombombe einen nahenden Asteroiden zu zerstören. Astronomen können dieser Methode nicht wirklich viel abgewinnen, befinden sich aber dennoch auf der Suche nach Möglichkeiten, ein solches Szenario im Ernstfall abzuwenden. Ziel der Forscher ist dabei nicht die Zerstörung eines Gesteinsbrockens - dies würde unzählige kleine Objekte hervorbringen, von denen einige bestimmt zur Erde finden würden -, sondern dessen Ablenkung vom Kurs. Dies wäre durch eine Explosion nahe am Asteroiden möglich, aber auch durch eine Farbveränderung der Oberfläche, erklärt Thomas Posch vom Institut für Astronomie der Uni Wien gegenüber der "Wiener Zeitung". Würde die Oberfläche eines solchen Gesteinsbrockens eingefärbt, verändert sich durch den Farbwechsel das Reflexionsvermögen und damit auch der Strahlungsdruck der Sonne und es tritt der Jarkowski-Effekt ein. Dieser erklärt den Einfluss unterschiedlicher Oberflächenerwärmung auf den Bahnverlauf eines Asteroiden.

Sehr viel Spielraum sieht Posch dennoch nicht, zumal solche Ablenkungsmanöver lange Zeit benötigen und nur bei kleinen Himmelskörpern mit maximal 100 Metern Durchmesser möglich wären. Bei den beiden bekanntesten Asteroiden Ceres und Vesta mit 1000 bzw. 500 Kilometern Durchmessern sei dies "nicht denkbar". Von ihnen dürfte aber auch keine Gefahr ausgehen. Sie scheinen ihren Platz im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter beizubehalten, stehen dennoch unter intensiver Beobachtung der Forscher - aus anderen Gründen. Denn Asteroiden seien "wichtig, um zu verstehen, wie unser Sonnensystem entstanden ist", so Posch.

Eine aktuelle Auswertung von Aufnahmen der Nasa-Sonde Dawn, die die beiden Asteroiden im Auge behält, zeigen, dass der Zwergplanet Ceres weniger Eis und mehr Salze besitzt als erwartet. Bisher konnten sich die Forscher die mysteriösen hellen Flecken auf Ceres noch nicht ganz erklären, jetzt scheint Klarheit zu herrschen. Einer Infrarot-Spektralanalyse zufolge bestehen die Flecken zu einem großen Teil aus Natriumkarbonat, also praktisch Waschsoda, wie die Wissenschafter im Fachblatt "Nature" berichten. Es wird davon ausgegangen, dass Ceres direkt unter der Oberfläche im Mittel nur zu 30 bis 40 Prozent aus Wassereis besteht.

Bei Vesta müssen sich die Forscher nicht nur Bildern widmen, denn der Asteroid sei "der Mutterkörper von vielen Meteoriten, die wir auf der Erde haben", erklärt Posch. Das große Einschlagsbecken auf Vesta, Rehasilvia genannt, könnte damit im Zusammenhang stehen.

Asteroiden und Meteoroiden - wie Meteoriten genannt werden, solange sie sich noch im All befinden - unterscheiden sich im Übrigen nur durch ihr Volumen. Ab einer Größe von rund 200 Metern werden die Gesteinsbrocken als Asteroiden oder auch Kleinplaneten bezeichnet. Zwergplaneten, wie Ceres einer ist, sind wiederum die größten unter den Asteroiden, haben es aber "durch die Eigengravitation geschafft, kugelförmig zu werden", womit auch die Unterscheidung deutlich wird.

Am heute, Donnerstag, stattfindenden "Asteroid Day" informieren Wissenschafter weltweit über die Himmelskörper. Im Naturhistorischen Museum in Wien gibt es ein ganztägiges Programm. Um 17 Uhr skizziert Thomas Posch die Nasa-Mission Dawn.

www.asteroidday.org