Zürich. Das Hören wird mit zunehmendem Alter anstrengender. Es ist allerdings nicht nur das Gehör, das altersbedingt abbaut - auch das Gehirn muss sich beim Hören mehr anstrengen. Dies belegt eine neue Langzeitstudie der Universität Zürich.

Eine Gruppe von Neuropsychologen der Zürcher Uni untersuchte in einer weltweit einmaligen Studie den altersbedingten Hörverlust im Gehirn. "Wir wollten wissen, wie das Gehirn im Alter Sprache verarbeiten und dies auch wieder lernen kann", betont die Neuropsychologin Nathalie Giroud. Früher wurde der Hörverlust ausschließlich auf einen äußeren Verschleiß im Innenohr zurückgeführt. In der Wissenschaft hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass auch das Gehirn durch den normalen Alterungsprozess Sprache schlechter verarbeiten kann. Verantwortlich ist eine dünnere Hörrinde im Hirn älterer Menschen.

Training erforderlich

In den Untersuchungen zeigte sich, dass bei jungen Menschen das Gehirn weniger Aufwand betreiben muss, um Unterschiede bei ähnlichen Silbenpaaren wie zum Beispiel "ascha" und "afa" herauszuhören. Bei älteren Personen ohne Hörverlust mussten mehr Gehirnzellen aktiviert werden, bei Personen mit Hörverlust war die Anstrengung noch deutlicher erkennbar. Als weiteres Ergebnis habe nachgewiesen werden können, dass alle Teilnehmer während der dreimonatigen Untersuchung ihre Leistungen im Hörtest verbesserten.

Die Studie ergab zudem, dass auch der Einsatz eines Hörgeräts trainiert werden muss. Das Gehirn benötige ungefähr zwölf Wochen Training - ein neues Hörgerät sollte daher mindesten zwölf Stunden täglich getragen werden. Die gesicherte Erkenntnis, dass auch ein alterndes Gehirn das Verständnis von Sprache wieder erlernen kann, sei für die Forschung von großer Bedeutung.