Doch "Mensch ärgere dich nicht" war gestern, heute sind Apps angesagt - bei Eltern und Kindern. "Über die Bedeutung denkt niemand nach", urteilt Uschi. "Kinder können keine Brettspiele mehr spielen, weil das macht keinen Lärm und gibt kein Feedback", ist die Pädagogin überzeugt. Bei Apps hingegen bekommt das Kind immer eine Rückmeldung, zumeist ist diese akustischer Natur und selbstverständlich positiv. Verlieren muss halt auch gelernt sein. Geht der Umgang damit verloren, verlieren Gesellschaftsspiele an Attraktivität. Eine Zeitlang ist es okay, wenn ausschließlich die Oma beim "Uno"-spielen verliert. Doch irgendwann ist es an der Zeit, Niederlagen einstecken zu können. Das Leben hat leider genug davon zu bieten.

Zu beobachten ist zudem eine überhandnehmende Nutzung der neuen elektronischen Medien. Fernseher war gestern, heute sind es Smartphone und Tablet, die zur Unterhaltung der Jüngsten dienen - und das allerorts. Es mag schon praktisch sein, im Restaurant in Ruhe speisen zu können, während der Nachwuchs mit der interaktiven Spielewelt beschäftigt ist. Es kann auch entspannend sein, die Kinder nach einer anstrengenden Arbeitswoche am Wochenende vor der Spielekonsole ruhig stellen zu können. Ein "Mir ist langweilig!" droht gar nicht mehr aufzukommen. Ein "Such dir was zum Spielen!" war gestern, heute wird einfach das Smartphone, weil immer dabei, aus der Tasche gezückt.

Wir mussten uns als Kinder Gedanken machen, womit wir uns beschäftigen könnten. Die sogenannte intrinsische Motivation - also jene Motivation, die aus uns selbst erwächst, und auch aus der Langeweile heraus - ist zum Fremdwort geworden. Doch ist es gerade sie, die als Voraussetzung für kreative Leistungen gesehen wird.

Wir stehen also vor der Situation, dass sich unsere Jüngsten zu empathielosen und körperlich unreifen Rotzlöffeln entwickeln, wenn wir ihnen als Erwachsene nicht Begleitung, Begrenzung, Orientierung und Vorbild sind.

sachbuch

Die Rotzlöffel-Republik -

Vom täglichen Wahnsinn

in unseren Kindergärten

Tanja Leitsch, Susanne Schnieder;
Ecowin; 232 Seiten; 20 Euro