Chicago. (gral) "Krebserregend" - dieser Warnhinweis könnte in Kalifornien bald auf Produkten zu finden sein, die Glyphosat enthalten. Denn dort hat der US-Saatgut-Konzern Monsanto mit seinem umstrittenen Unkrautvernichter einen herben Rückschlag erlitten. Die zuständige Behörde hatte am Montag mitgeteilt, Glyphosat werde ab dem 7. Juli auf die Liste mit Chemikalien gesetzt, die krebserregend sein könnten.

Das Unkrautvernichtungsmittel gehört ob seiner durchdringenden Wirkung weltweit zu den am weitest verbreiteten. Es wird nicht nur im privaten Bereich, sondern auch von Landwirten, auf Golfplätzen und in Weingebieten eingesetzt.

Der nunmehrige Beschluss der kalifornischen Behörde kommt für Monsanto allerdings sehr ungelegen, denn das Unternehmen wird gerade in einem 66 Milliarden Dollar schweren Deal vom deutschen Bayer-Konzern übernommen. Kritiker dieser Transaktion befürchten ein Imageproblem für Bayer. Denn Monsanto sieht sich wegen Glyphosat immer neuen Klagen ausgesetzt. Diese sind bisher allerdings erfolglos geblieben. Der US-Konzern will nun gegen die Entscheidung in Kalifornien vorgehen und nannte sie "ungerechtfertigt auf der Basis von Wissenschaft und Gesetz".

Europa vor Entscheidung

Grundlage für die jüngste Entscheidung ist unter anderem eine Untersuchung der Internationalen Krebsagentur IARC. Diese war zuletzt im Jahr 2015 zu dem Ergebnis gekommen, dass die vielfach eingesetzte Chemikalie "wahrscheinlich krebserregend" sei. Im März dieses Jahres wiederum war die EU-Chemikalienagentur ECHA zu dem Schluss gekommen, dass das Mittel als nicht krebserregend zu bewerten sei. Es könne allerdings zu schweren Augenverletzungen führen, zudem sei es für Tiere und Pflanzen in Gewässern giftig.

In Europa steht eine endgültige Entscheidung noch aus. Im Juni 2016 war die Zulassung von der EU-Kommission mangels einer Mehrheit der Mitgliedstaaten für oder gegen Glyphosat vorerst um bis zu 18 Monate verlängert worden. Zum Jahresende läuft diese Übergangslösung allerdings aus. Im Gespräch ist nun eine Verlängerung um zehn Jahre.

"Die europäischen Behörden müssen endlich aufwachen und Glyphosat ein für alle Mal eine Absage erteilen", forderte die Umweltorganisation Greenpeace am Dienstag in einer Aussendung. "Krebsbefunde bei Mäusen und Ratten werden ebenso ignoriert wie der Schutz von Mensch und Umwelt", so der Vorwurf von Greenpeace.

Durch die Maßnahme in Kalifornien könnten Monsanto und andere Firmen, die solche Unkrautvernichter herstellen, dort gezwungen werden, Warnungen auf die Produktverpackungen zu kleben.