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Globale Farbenpracht

Von Alexandra Grass

Wissen

Die weltweit unterschiedlichen Hauttöne sind auf ganz bestimmte Genvarianten zurückzuführen.


Philadelphia/Wien. Die vielfältigen Bevölkerungsgruppen, rund um den Erdball verstreut, sind zumeist durch ihr spezifisches Aussehen voneinander zu unterscheiden. Eines der wesentlichsten Merkmale ist die Farbe ihrer Haut. Die große Palette der Pigmentierungen ist genetisch bedingt. Bisher wurden diesem Variantenreichtum einige wenige Gene zugesprochen. Die Studien dazu wurden vorwiegend in Europa durchgeführt. Erstmals hat nun eine Forschergruppe der University of Pennsylvania auch den afrikanischen Kontinent genauer unter die Lupe genommen und neue genetische Varianten entdeckt, die für die vielen Hauttöne verantwortlich sind.

"Die afrikanische Haut wird vorwiegend mit einem dunklen Ton in Verbindung gebracht", erklärt die Genetikerin Sarah Tishkoff. "Wir zeigen allerdings, dass es innerhalb Afrikas viele Variationen gibt - diese reichen von einer Hautfarbe ähnlich jener von Asiaten über das dunkelste Braun bis hin zu allen Stufen dazwischen." Die Forscher identifizierten Gene, die dieses Merkmal prägen. Ihre Entdeckung erklärt aber nicht nur die große Bandbreite der Hautfarben auf dem afrikanischen Kontinent, sondern sie bringt auch Licht in die menschliche Evolution und führt zu einem besseren Verständnis für Risikofaktoren, die etwa Hautkrebs auslösen können, berichten sie im Fachblatt "Science".

Vier wichtige Varianten

Sowohl helle als auch dunkle Haut habe ihre Vorzüge: Während eine dunkle Pigmentierung zum Beispiel vor negativen Einflüssen der schädlichen ultravioletten Strahlung schützt, sind hellhäutige Menschen besser in der Lage, auch bei geringerer UV-Strahlung das wichtige Vitamin D zu produzieren. Auch das ist Ergebnis zahlreicher Studien.

Für die aktuellen Untersuchungen haben die Forscher die Höhe der Lichtreflexion der Haut von 2000 Afrikanern gemessen, die ethnisch und genetisch aus unterschiedlichen Populationen stammen. Sie fanden vier Regionen, in denen bestimmte Genvarianten besonders mit den Hauttönen korrelieren. Dabei handelt es sich etwa um das SLC24A5-Gen. Dieses spielt vor allem bei helleren Hautfarben, wie der europäischen oder asiatischen, eine große Rolle. Es dürfte bereits vor etwa 30.000 Jahren entstanden sein. Das Gen kommt den Forschern zufolge in Äthiopien und Tansania besonders häufig vor - also bei Menschen, deren Vorfahren bekanntermaßen aus Südostasien oder dem Mittleren Osten stammen.

Besonders auffällig war in der Studie auch die Genvariante MFSD12, die mit der sogenannten Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) in Verbindung gebracht wird. Mutationen dieses Gens tauchten demnach gerade in besonders dunklen Hauttypen auf. Der Erbfaktor OCA 2 wiederum, der mit Pigmentierungen der Europäer in Zusammenhang steht, behauptet sich seit mehr als 600.000 Jahren. Die vierte genetische Region, die die Forscher ausfindig machen konnten, beinhaltet Gene, die bei der Reaktion auf UV-Licht und Hautkrebs eine Rolle spielen. "Topkandidat" sei der Erbfaktor DDB1, der mit der körpereigenen DNA-Reparatur, die nach einem Sonnenbad ausgelöst wird, in Verbindung gebracht wird.

Ursprung mit heller Haut

"Bei Afrikanern kommt es nur sehr selten zu Hautkrebserkrankungen", erklärt Tishkoff. Varianten dieses Gens wurden vor allem in Populationen gefunden, die besonders starker UV-Strahlung ausgesetzt sind. DDB1 sei daher aller Voraussicht nach ein Teil des körpereigenen Schutzsystems vor den gefährlichen UV-Strahlen. Das Gen spielt übrigens auch in der Farbgebung von Pflanzen, etwa Paradeisern, eine Rolle.

Die Arbeit zeige ein breites Bild der Evolution der menschlichen Hautfarbe, heißt es in der Publikation. Die meisten genetischen Varianten, die mit dieser Färbung in Zusammenhang stehen seien schon vor mehr als 300.000 Jahren entstanden. Manche von ihnen scheinen schon vor einer Million Jahren aufgetaucht zu sein - also lange vor der Entstehung des Modernen Menschen.

Die ältesten Varianten sind übrigens jene, die mit heller Hautfarbe assoziiert werden. Tishkoff erklärt auch, warum: "Rasiert man einen Schimpansen, erscheint eine Haut mit heller Pigmentierung." Daher mache es Sinn, zu behaupten, dass die Hautfarbe unserer Vorfahren relativ hell gewesen sein dürfte. Erst ab dem Zeitpunkt, als der Mensch seine Körperbehaarung verloren hat und vom Wald in die Steppe emigrierte, war dünklere Haut von Vorteil.