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Innovation für die Alten von morgen

Von Martina Pock

Wissen
Mini-Roboter Nao im Dialog mit dem Technikexperten Ulrich Eberl.
© Helmuth Weichselbraun

Roboter werden den Menschen nie verdrängen können, sind Experten beim Innovationskongress Villach überzeugt.


Villach. Schätzungen zufolge werden im Jahr 2050 etwa neun bis zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Ein Zehntel von ihnen wird dann älter als 65 Jahre alt sein. In Mitteleuropa gar ein Drittel. Die durchschnittliche Lebenserwartung wird dann bei etwa 90 Jahren (bei Frauen) liegen. Genau diese Bevölkerungsgruppe stellt schon heute einen der wichtigsten Treiber für Innovation dar, erklärt Ulrich Eberl bei seinem Vortrag im Rahmen des Innovationskongresses in Villach.

An drei Tagen sollen hier Einblicke in die digitale Zukunft und deren Chancen geboten werden, mit mehr als 80 Vorträgen und Sessions. Der Gebrauch der Schlagworte Digitalisierung und Innovation wirkt teilweise bereits inflationär. Die langfristigen Folgen der digitalen Revolution bleiben nach wie vor schemenhaft. Was die allgemeine Diskussion dominiert, sind Ängste vor den gravierenden Veränderungen in der Arbeitswelt und Herausforderungen im Bildungsbereich.

Niedrige Fehlerquote

"Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass diese Maschinen in alle Lebensbereiche eindringen werden", skizziert Eberl unsere gemeinsame Zukunft mit smarten Maschinen und Robotern. Begleitet wurde der deutsche Wissenschafts- und Technikjournalist von Mini-Roboter namens Nao. Der Roboter kann sprechen, lernen, gehen und sogar mit seinem Gegenüber in Dialog treten. Vor allem alte Menschen werden in Zukunft auf diese smarten Technologien angewiesen sein. Schon heute führen diese selbständig Autos, regulieren Heizung und Stromverbrauch, treten in Dialog mit Ärzten und helfen ihnen überdies bei der Stellung von medizinischen Diagnosen.

In diesem Jahr wurde weltweit bereits eine Milliarde journalistischer Texte von Robotern geschrieben. Und smarte Maschinen und Roboter werden uns immer ähnlicher und sind uns teilweise sogar überlegen, wie der promovierte Biophysiker weiß. Sie haben bereits heute eine niedrigere Fehlerquote als der Mensch und zudem die Fähigkeit, nichts zu vergessen.

Eine bessere Version von uns selbst, die uns Schritt für Schritt aus der Arbeitswelt verdrängen wird? "Maschinen werden nie über soziale und emotionale Intelligenz verfügen können", so Eberl. Hier liegt der große Unterschied. Roboter sind zwar lernfähig, doch trotz ihrer hohen kognitiven Intelligenz werden sie den Menschen nie verdrängen können. Menschen werden immer als Lenker und Denker gebraucht werden, die planen, beurteilen und Entscheidungen treffen, betont der Experte.

Neue Innovationen schaffen vielmehr neue Möglichkeiten und Jobs. Denn je höher der Innovationsgrad in einem Land, desto niedriger fällt die Arbeitslosenrate aus, wie etwa in Deutschland oder Südkorea. Und je höher der Digitalisierungsgrad eines Landes ist, desto höher ist auch das Wohlstandsniveau.

Innovation schafft aber nicht nur die Basis für Jobs und Wohlstand, sondern auch für Kultur. Doch für Innovationen braucht es vor allem Know-how und eine Reform im Bildungssystem. "Unser Bildungssystem wurde im Zeitalter der Industriellen Revolution entwickelt. Eine Masse von Menschen sitzt in einem Raum und alle lernen das Gleiche", bemängelt Efosa Ojomo aus Nigeria in seiner Keynote über Wohlstand und Wachstum.

Mensch schafft die Basis

Um auch in Zukunft auf dem internationalen Markt bestehen zu können, braucht es daher kluge Köpfe und Freiheit für Kreativität. Denn "die Neueinsteiger dominieren, die Alten werden verlieren", so Kurt Matzler von der Freien Universität Bozen, und das ist in jeder Branche so. Wie sonst konnte es passieren, dass eine Qualitätsautomarke wie Mercedes Benz auf dem Automobilmarkt im Bereich der autonomen Fahrzeuge von einem unbekannten Newcomer namens Kreisel verdrängt wurde. Mehr experimentieren, weniger planen und die Entwicklung einer Fehlerkultur, darin liege der Schlüssel für den Erfolg von Morgen.

Die digitale Transformation hat maßgebliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft und wird Multi-Milliarden-Euro-Märkte schaffen. Die Basis dafür schafft die menschliche Intelligenz. Welche globalen Folgen eine völlige Unterwanderung mit smarten Maschinen und Robotern haben wird, ist jedoch vorerst nur zu erahnen. Gedanken an Stanley Kubriks Science-Fiction Klassiker "2001: Odyssee im Weltraum" sind in diesem Kontext durchaus berechtigt.