Woods Hole/Wien. (gral) Beim Menschen sind schwere Verletzungen des Rückenmarks nach wie vor irreparabel. Dadurch entstandene Lähmungen bleiben lebenslang bestehen. Einen körpereigenen Reparaturmechanismus scheint es nicht zu geben. Völlig anders sieht die Situation allerdings beim Neunauge aus, einem aalartigen basalen Wirbeltier, das sowohl in Küstengewässern als auch im Süßwasser beheimatet ist. Es besitzt Gene, die eine natürliche Heilung von Rückenmarksverletzungen in Gang bringen. Doch was hat das mit dem Menschen zu tun? Des Rätsels Lösung kennen US-amerikanische Forscher des Feinstein Institute for Medical Research und des Marine Biological Laboratory. Denn auch Säugetiere besitzen solche Gene im peripheren Nervensystem, die eine Regeneration hervorrufen könnten, berichten sie im Fachblatt "Scientific Reports".
Gemeinsamer Vorfahr
Schon seit Jahren ist Forschern bekannt, dass Neunaugen diese Reparaturfähigkeit besitzen. Die Regenerationszeit der Tiere dauert lediglich zehn bis zwölf Wochen. Nach dieser Zeit können sie sich wieder ohne Einschränkungen im Wasser bewegen. "Wir wussten allerdings nicht, welches molekulare Rezept dahinter steckt", betont Studienautorin Ona E. Bloom.
Neunauge und Mensch scheinen den Forschern zufolge dieselben Gene zu besitzen - doch dürften sich wichtige Signalwege im Rückenmark, aber erstaunlichweise auch im Gehirn unterscheiden, die nach einer solchen Verletzung in Gange kommen. Aufgrund der Ähnlichkeit des Erbguts in diesen Bereichen - immerhin haben Mensch und Neunauge einen gemeinsamen Vorfahren, der vor rund 550 Millionen Jahren lebte - hoffen die Forscher nun, mögliche therapeutische Ansätze für den Menschen zu finden, die eine Verbesserung oder sogar Heilung hervorbringen könnten.