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Immer mehr Überlebende

Von Alexandra Grass

Wissen
Krebszellen fügen dem Erbgut erheblichen Schaden zu.
© Fotolia/Jürgen Fälchle

Die Weiterentwicklung der Krebstherapien bringt bessere Chancen mit höherer Lebensqualität.


Wien. "Das Lehrbuch der Tumorerkrankungen wird nahezu monatlich neu geschrieben." Mit diesen Worten brachte Christoph Zielinski, Leiter des Comprehensive Cancer Center der MedUni Wien und wissenschaftlicher Leiter des Vienna Cancer Center, am Dienstag vor Journalisten die rasende Entwicklung in der Bekämpfung von Krebs auf den Punkt. Fortschritte sind dabei nicht nur in der Immuntherapie - der jüngsten Behandlungsmethode - zu verzeichnen. Auch bei zielgerichteter und Strahlentherapien sowie bei den Operationstechniken verändern sich die Möglichkeiten. Ziel sind Behandlungen, die dem Patienten bessere Heilungschancen bei guter Lebensqualität ermöglichen.

Durch die heute mögliche molekularbiologische Charakterisierung von Tumoren schreitet die Individualisierung der Therapien voran. Zu den größten Fortschritten komme es in jenen Bereichen, in denen man die Biologie des Tumors erkannt hat, so Zielinski. Das ist wichtig, denn immerhin erkranken in Österreich jährlich 39.000 Menschen an Krebs, weltweit sind es bereits mehr als 14 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr.

Mit systemischen Therapien ist es heute bei immer mehr Patienten möglich, einen fortgeschrittenen Krebs von einer akuten zu einer chronischen Erkrankung hinzuführen. Dazu müssen Subgruppen erkannt werden, um den Nutzen ausschöpfen zu können, erklärte Gerald Prager von der Uniklinik für Innere Medizin der MedUni Wien. Zum Wohle des Patienten rücke auch die Lebensqualität "immer mehr in den Fokus von Studien", betonte der Experte.

Rauchen im Fokus

Um das zu erreichen, dürfe an Forschungsbudgets beziehungsweise der Ausbildung nicht gespart werden, stelle Zielinski klar. Das AKH Wien werde laut dessen ärztlicher Leiterin Gabriela Kornek heuer 20 Millionen Euro mehr für die onkologische Forschung erhalten. Der Zugang auch zu neuen Therapien soll für jeden Patienten möglich sein. "In Österreich erhält jeder die Therapie, die er benötigt - auch, wenn diese nicht zugelassen ist", erklärte Prager.

Während die Entstehung von Krebs zwar vielfältige Ursachen hat, steht dennoch ein wichtiger Treiber immer wieder im Fokus - das Rauchen. In diesem Zusammenhang stießen die Pläne der Regierung, das bereits 2015 beschlossene Nichtraucherschutzgesetz zu kippen, einmal mehr auf scharfe Kritik. "Weltweit werden Maßnahmen unternommen, damit Jugendliche nicht mit dem Rauchen beginnen, und unsere Regierung hat nichts Besseres zu tun, als das Nichtraucherschutzgesetz zu kippen. Das war ein politisches Tauschgeschäft", brachte Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe seinen Ärger vor. Die mehr als 450.000 Unterschriften, die im Rahmen der Initiative "Don’t Smoke" gesammelt wurden, sollen daher als Grundlage für das geplante Volksbegehren der Ärztekammer dienen. Im Februar sollen weitere Schritte gesetzt werden.

Nahezu drei Viertel der Österreich sind Nichtraucher, 27 Prozent der Raucher sind Jugendliche, ein Drittel aller Krebsarten sind rauchassoziiert, legte Sevelda die Fakten auf den Tisch. An den Folgen des Rauchens sterben jährlich 14.000 Österreicher. Die billigste Therapie sei auf jeden Fall die Vermeidung der Erkrankung, so die Experten.

Große Länderunterschiede

Die Chancen, eine Krebserkrankung zu überleben, sind seit dem Jahr 2000 weltweit gestiegen. Jedoch bestehen weiterhin große Unterschiede nach Ländern und Krebsarten, wie aus einer internationalen Studie hervorgeht, die im Fachblatt "The Lancet" veröffentlicht wurde. Die größten Überlebenschancen gibt es der Publikation zufolge in den USA und in Kanada, in Australien und Neuseeland sowie in den nordeuropäischen Ländern Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Erreicht werden konnte dies durch bessere Investitionen, beschleunigte Patientenwege und die Überwachung der Einhaltung von Wartezeiten durch Krankenhäuser, heißt es.

Die jährliche Infoveranstaltung der Initiative "Leben mit Krebs" anlässlich des am 4. Februar stattfindenden Weltkrebstages findet am 12. Februar im Hörsaalzentrum des Alten AKH statt.

www.leben-mit-krebs.at