Ohne Rücksicht auf Vorurteile

Es sei "sinnvoll und wichtig", eine Methode in ihrer Effektivität zu erforschen, wobei Zielinski darauf hinweist, dass "wir als Uniklinik verpflichtet sind, klinische Konzepte auf ihre Validität zu überprüfen". Aus diesen Überlegungen heraus war wohl die Etablierung einer entsprechenden Ambulanz als Basis für die weitere Forschung eine Notwendigkeit.

"Wir sollten uns nicht auf das Areal von Glaubensfragen begeben, sondern unsere Handlungsweisen wissenschaftlich evaluieren. Und das ohne Rücksicht auf unsere eigenen positiven oder negativen Vorurteile", so Zielinski.

Dennoch wird nach wie vor von Kritikern die Wissenschaftlichkeit in Abrede gestellt. Als Folge wurde in Österreich die Initiative für wissenschaftliche Medizin gegründet, die die Lehre von "Scheinmedizin", wo auch die Homöopathie genannt wird, unterbinden will. Ihr Appell ist an die Ärztekammern gerichtet: "Wir fordern von ihnen einen Verzicht auf Kurse und Vergabe von Diplomen in irrationalen und oftmals esoterischen Diagnose- und Therapieverfahren, allen voran Homöopathie, Anthroposophische Medizin, Kinesiologie, Chinesische Diagnostik und Orthomolekulare Medizin, deren Wirksamkeit medizinisch-wissenschaftlich nicht nachweisbar ist. Aktivitäten auf diesem Gebiet sollten privaten Initiativen von Ärzten und Patienten überlassen und nicht von den Ärztekammern aufgewertet werden", heißt es in einem Initiativantrag mit rund 430 Unterstützern. Initiatoren sind die Mediziner Theodor Much und Viktor Weisshäupl.

20 Prozent Einsparung

Die sechs Semester dauernde Ärzteausbildung schließt mit dem Diplom der Österreichischen Ärztekammer ab. Neben der Ärztegesellschaft für klassische Homöopathie ist dafür auch die Österreichische Gesellschaft für Homöopathie zuständig. "Wir haben für die Therapie genaue Ausbildungsrichtlinien. Die erste ist, nicht zu schaden", betont ÖGHM-Präsident Erfried Pichler. Um Scharlatanen den Wind aus den Segeln zu nehmen, kann ein Zuwiderhandeln Maßnahmen der Ärztekammer mit sich bringen. Für eigene Studien fehlt der ÖGHM das Geld. Jedoch berichtet Pichler aus seiner eigenen Kärntner Kassenpraxis von Medikamenteneinsparungen.

Durch komplementärmedizinische Maßnahmen könnten rund 20 Prozent der Heilmittelkosten reduziert werden, legt Gerhard Hubmann, Leiter des Zentrums für integrative Medizin der Therme Wien Med Zahlen einer Zwei-Jahres-Analyse vor. "Wir benötigen weniger Schmerzmittel, antientzündliche Mittel, Magenschutz- und Darmschutzpräparate sowie Erythropoetin zum Blutaufbau bei Krebspatienten." Die Ganzheitsmedizin könnte das Gesundheitssystem entlasten.

Der Zulauf zu Behandlungsmethoden abseits der konventionellen Medizin ist übrigens weiterhin ungebrochen. Laut einer aktuellen GfK-Studie verwendet die Hälfte der Österreicher homöopathische Arzneien. Zu den Anwendungsgebieten zählen laut Studie vor allem Infekte, Immunsystem und Unruhezustände. 2014 wurden rund 40 Millionen Euro für Globuli und Co. ausgegeben - etwa 0,84 Prozent des gesamten heimischen Pharmamarktes.