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Mit ihren Streifen wehren Zebras Bremsen ab

Von Alexandra Grass

Wissen
© Guy Bryant - stock.adobe.com

Seit 150 Jahren rätseln Forscher über das Fellkleid der Huftiere


Bristol/Wien. Warum haben Zebras Streifen? Diese Frage beschäftigt Wissenschafter seit mittlerweile mehr als 150 Jahren. Viele Theorien ranken sich um das zweifarbige Fellkleid der Tiere aus der afrikanischen Savanne. Die Streifen könnten Raubtiere vom Angriff abhalten, für eine bessere Hitzeregulierung sorgen oder aber auch soziale Funktionen erfüllen. Doch bis dato herrscht keine Einigkeit unter den Experten. Forscher der University of Bristol haben nun eine neue Möglichkeit aufgezeigt, wozu diese Streifen dienen könnten: um sich lästige, blutsaugende Parasiten vom Leib zu halten.

Ein Team um Tim Caro und Martin How hat in einem Stall in englischen North Somerset das Verhalten von Bremsen unter Zebras und Pferden mittels unterschiedlicher Videotechniken studiert und analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Streifen die Insekten nicht von einem Anflug abhalten. Bei beiden Spezies kreisten ähnlich viele Bremsen um die Individuen. Anhand der Daten ist allerdings ersichtlich, dass sich die fliegenden Blutsauger in unterschiedlicher Geschwindigkeit annähern. Bei den Zebras stellte sich heraus, dass die Insekten nicht in der Lage waren, ihre Geschwindigkeit beim Anflug zu reduzieren. Das wäre allerdings die Voraussetzung für eine erfolgreiche Landung auf dem Tier, schreiben die Wissenschafter im Fachmagazin "Plos one".

Gestörtes Sehsystem

"Die Bremsen flogen an den Zebrastreifen entweder vorbei oder mit entsprechender Wucht dagegen. Dieses Phänomen zeigte sich hingegen nicht bei den Pferden", erklärt Caro in der Publikation. Bei den Zebras zeigten sich daher viel weniger erfolgreiche Landungen als bei ihren Verwandten.

Es könnte sein, dass die Streifen das Sehsystem der Insekten gerade im finalen Moment des Anflugs dermaßen stören, dass eine erfolgreiche Landung verunmöglicht wird, betont How von der Royal Society University.

In einem weiteren Experiment warfen die Forscher einer Gruppe von Pferden entweder schwarze, weiße oder schwarz-weiß gestreifte Stoffmäntel um. Da es sich in allen drei Varianten um dieselben Tiere handelten, konnten jegliche Unterschiede zwischen den Individuen, wie Verhalten oder auch Geruch, ausgeschlossen werden. Das Ergebnis war dasselbe wie zuvor. Pferde mit der obligatorischen Zebramusterung blieben von den Blutsaugern relativ verschont.

Bremsen stellen ein weiträumiges Problem in der Tierhaltung dar. Schwarz-weiß gestreifte Decken könnten hier zur Lösung beitragen, um für bessere Gesundheit und Wohlbefinden zu sorgen, heißt es in der Studie. Die Forscher beobachteten schließlich auch die Reaktion der Huftiere auf die Stiche der Insekten. Die Zebras rannten eher davon und schwangen ihren Schweif in einem viel höheren Tempo als die Pferde. Und landete eine Bremse dennoch sicher auf dem Zebrafell, dann war die Aufenthaltsdauer wesentlich kürzer als bei den Reittieren. Die Blutmahlzeit fiel damit auch wesentlich geringer aus.

Krankheiten durch Bremsen

In ihrem natürlichen Lebensraum in Afrika sind Zebras durch Bremsenstiche durch gefährlich schwächende Krankheiten bedroht, wie etwa die Schlafkrankheit oder die Afrikanische Pferdepest. Die gezeigte Verhaltensweise sowie die Streifen könnten damit eine erfolgreiche Abwehrstrategie sein, so die Forscher. Die Erkenntnisse könnten auch für die Pferdeindustrie von Bedeutung sein.