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Das größte Schwarze Loch der Galaxie

Von Alexandra Grass

Wissen
© Getty Images/Science Photo Libra

Chinesische Astronomen berichten in "Nature" über einen Sensationsfund.


Rund 15.000 Lichtjahre von der Erde entfernt haben chinesische Astronomen eine Sensation entdeckt: Das größte Schwarze Loch in unserer Heimatgalaxie. Es misst das 70-Fache der Sonnenmasse und gilt den Wissenschaftern zufolge als völlig unerwartete Entdeckung.

Bisherige Schätzungen über die Größe Schwarzer Löcher in der Milchstraße reichten bis zu 20 Sonnemassen. 100 Millionen solcher Objekte könnten existieren, erklären die Astronomen im Fachmagazin "Nature". Doch: "Schwarze Löcher in dieser Größe sollte es in unserer Galaxie gar nicht geben", betont Liu Jifeng vom National Astronomical Observatory der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. Der LB-1 genannte Riese übertreffe alle gegenwärtigen Modelle stellarer Evolution, sagen die Forscher über ihre Entdeckung. "Wir dachten, dass sehr massive Sterne mit einer chemischen Zusammensetzung, die typisch für unsere Galaxie ist, sich am Ende ihres Lebens großteils in heftigen stellaren Winden präsentieren. Daher sollte es gar nicht zu einem solchen überdimensionalen Überbleibsel kommen. Theoretiker stehen nun vor der Herausforderung, Antworten dafür zu finden", betont Liu.

Bis vor wenigen Jahren konnten Schwarze Löcher nur dann entdeckt werden, wenn sie Gas von einem benachbarten Stern verschlangen. Dieser Prozess erzeugt nämlich besonders kraftvolle Röntgenstrahlen-Emissionen, die von der Erde aus gemessen und mit Teleskopen gesichtet werden können. In unserer Galaxie konnten erst rund zwei Dutzend Schwarze Löcher identifiziert werden. Mit dem chinesischen Large Sky Area Multi-Object Fiber Spectrocopic Telescope (Lamost) war es möglich, diesen besonderen Coup zu landen. Es kann bis zu 4000 Objekte in seinem Sichtfeld von 5 Grad gleichzeitig spektroskopisch vermessen.

Modell zu überprüfen

Die Entdeckung von LB-1 fügt sich in einen anderen Durchbruch der Astrophysik. Erst im Frühjahr war es gelungen, mit dem Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium Ligo und dem Gravitationswellendetektor Virgo die Kollision eines Neutronensterns mit einem Schwarzen Loch zu beobachten. Interessanterweise sind auch Schwarze Löcher, die in solche Kollisionen involviert sind, wesentlich größer als man bisher gedacht hat, heißt es in der Publikation des chinesischen Observatoriums.

"Diese Entdeckung zwingt uns nun, unsere bisherigen Modelle über die Entwicklung Schwarzer Löcher stellarer Masse erneut zu prüfen", erklärt Ligo-Direktor David Reitze von der University of Florida.