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Die Einhörner des Ozeans

Von Alexandra Grass

Wissen
Ein Narwal-Paar im arktischen Ozean.
© azu/Zack Graham

Die Stoßzähne der Narwale dienen der sexuellen Selektion.


Manche schmücken sich mit auffälligen Federn, andere mit spektakulären Geweihen oder kräftigen Krallen. Das sind nur einige Beispiele für protzige Tierextreme, mit denen um Partner gekämpft wird. Ein Prozess, der als sexuelle Selektion bezeichnet wird. Zu dieser Liste fügen Forscher nun den Narwal hinzu - das "Einhorn des Ozeans", wie sie ihn im Fachblatt "Biology Letters" beschreiben.

"Als Evolutionsbiologe versuche ich zu verstehen, warum manche Tiere diese bizarren Merkmale haben und warum andere nicht", schildert Zackary Graham von der Arizone State University. Eine Möglichkeit, dies nachzuvollziehen, bestehe darin, dies Morphologie oder deren Größe und Form zu betrachten. Auf seiner Suche stieß der Forscher auf einen Narwalstoßzahn.

Wie Walrosse und Elefanten wachsen männlichen Narwalen solche Stoßzähne. Sie wachsen spiralförmig auf dem Kopf, erreichen eine Länge von mehr als 2,5 Metern und ragen wie Einhörner aus dem Meer.

Den größten Teil ihres Lebens verbringen Narwale unter dem arktischen Eis. Daher konnte bisher nur darüber spekuliert werden, wofür die Tiere ihren Stoßzahn verwenden. So gibt es Berichte über Narben am Kopf und gebrochene Stoßzähne, was auf ein Kampfverhalten hindeuten würde. Andere Beobachtungen weisen auf eine Art der Kommunikation hin, bei der Narwale ihre Stoßzähne kreuzen und aneinander reiben. Sie könnten aber eben auch zur sexuellen Selektion dienen, wie das Forscherteam nun auch nachgewiesen hat.

Dafür scheint die Länge des Stoßzahns von Bedeutung zu sein. So wurden männliche Tiere gleicher Körpergröße verglichen. Die Hornlänge variierte stark. Diese große Variation weise auf eine sexuelle Funktion hin. Demnach komme der Stoßzahn vor allem bei Wettkämpfen zwischen Männchen zum Einsatz. "Die Information, die der Stoßzahn kommuniziert ist: Ich bin größer als du", so Graham. Damit scheint das Horn als deutliches Qualitätssignal zu dienen - sowohl gegenüber Weibchen als auch Männchen.