Wien. In einem Steinbruch in Raabs an der Thaya (NÖ) hat ein Mineraliensammler in den letzten Jahren mehrere bis zu einigen Zentimeter große, rosa gefärbte Kristalle entdeckt. Mineralogen der Uni Wien haben nun herausgefunden, dass es sich dabei um ein bisher unbekanntes Mineral aus der Gruppe der Turmaline handelt. Dieses weist einige Besonderheiten auf und hat Potenzial für Anwendungen in Wissenschaft und Technik, teilten die Forscher mit.
Minerale sind natürlich vorkommende Kristalle. Aktuell gibt es weltweit mehr als 5.700 wissenschaftlich anerkannte Arten. Zu dieser Zahl kommt nun der entdeckte "Alumino-Oxy-Rossmanit", wie der neue Turmalin aufgrund seiner chemischen Besonderheit gegenüber dem ähnlichen Mineral Rossmanit bezeichnet wurde.
Ungewöhnlich groß
Unter dem Begriff "Turmalin" werden viele Mineralarten mit ähnlicher Kristallstruktur, also räumlicher Anordnung der Atome, aber unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung zusammengefasst. Manche davon wurden aufgrund ihrer Härte und Farbenvielfalt als Schmucksteine verwendet. Zudem werden Turmaline wegen ihrer optischen und elektrischen Eigenschaften in Mikroskopen oder Sensoren eingesetzt. Nur selten werden heute noch neue Minerale in dieser Größe entdeckt - die Kristalle sind bis zu mehrere Zentimeter groß. Bei den meisten der heute neu entdeckten Arten handelt es sich dagegen um mikroskopisch kleine Körnchen. Auch sei das der erste neue Turmalin, der offiziell in Österreich nachgewiesen wurde ("Typlokalität"). Das neue Mineral habe Potenzial für wissenschaftliche und technische Anwendungen. Seine besondere chemische Zusammensetzung könnte auch neue Einblicke in die Entstehung von Gebirgen und letztlich in die Erdgeschichte eröffnen.