Die Rückkehr von Elch und Wisent nach Mitteleuropa könnte bevorstehen. Ein europäisches Forschungsteam sieht auch in Österreich potenzielle Lebensräume. Die beiden Tierarten könnten sich selbst in stark vom Menschen veränderten Landschaften behaupten, so die Wissenschafter aus Deutschland, Polen, Tschechien, Schweden und Österreich im Fachblatt "Diversity & Distributions". Für eine erfolgreiche Ausbreitung dürften aber Gegebenheiten wie die Zerschneidung der Landschaft etwa durch Autobahnen eine Schwierigkeit darstellen.

Über tausende Jahre spielten große Pflanzenfresser in europäischen Ökosystemen eine wichtige Rolle. Von dort wurden sie jedoch nach und nach vom Menschen verdrängt. Elch und Wisent breiten sich seit einigen Jahren aus Osteuropa heraus wieder nach Westen aus. Auch in Österreich wurden schon Elche gesichtet.

Mehrere Faktoren sind dafür verantwortlich. So etwa strengere Jagdvorschriften wie etwa in Polen, wo sich die Population an Elchen seit 2001 auf 30.000 Tiere vergrößert hat. Beim Wisent sind es vor allem Wiederansiedlungsprogramme, die die Ausbreitung fördern. Damit konnte die Population der praktisch ausgerotteten Rinderart ausgehend von ein paar Dutzend in den 1920er Jahren in Gefangenschaft gehaltenen Tieren auf fast 7.000 mehr oder weniger frei lebende Tiere in zehn Ländern wieder ausgebaut werden.

Akzeptanz nötig

Das Team um Hendrik Bluhm von der Humboldt-Universität zu Berlin hat große Datensätze von Elch- und Wisentvorkommen verwendet, um geeignete Lebensräume zu identifizieren und ihre potenzielle Verbreitung Richtung Westen zu bewerten. Die Wissenschafter, zu denen auch der oberösterreichische Landschaftsökologe Thomas Engleder gehört, konzentrierten sich dabei auf Österreich, Tschechien, Dänemark, Deutschland, Polen und die Slowakei und damit auf ein über 900.000 Quadratkilometer großes Untersuchungsgebiet. Für den Wisent würden sich laut Studie 120.000 Quadratkilometer Lebensraum eignen, für den Elch 244.000.

In Österreich werden Mittelgebirgslagen wie etwa der Böhmerwald oder die Umgebung des Wildnisgebiets Dürrenstein genannt, die gute Bedingungen für den Wisent bieten. Bei Elch gab es immer wieder Sichtungen im Wald- und Mühlviertel. Aber auch in Südösterreich gebe es potenzielle Lebensräume.

Da Wisent und Elch die Fähigkeit zeigen, die Anwesenheit des Menschen zu tolerieren und sich an veränderte Landschaften anpassen können, sei eine Wiederansiedlung möglich. Entscheidend dafür sei vor allem die gesellschaftliche Akzeptanz und wie man mit Konflikten - etwa wenn es zu Schäden an Nutzpflanzen und Bäumen kommt oder auch zu Autounfällen - umgehe.