Nashorndamen beenden ihre Schwangerschaft (Trächtigkeit) im Sommer eine Woche früher als im Winter, berichtet der Wiener Zoologe Franz Schwarzenberger. Die individuelle Trächtigkeitsdauer unterscheidet sich von Rhinozerosfrau zu Rhinozerosfrau um bis zu sieben Wochen. Sie tragen ihre Babys auch unterschiedlich lange im Bauch, je nachdem, ob sie zu den Spitzmaul-, Breitmaul- oder Panzernashörnern gehören, erklärt er im Fachjournal "General and Comparative Endocrinology".

Franz Schwarzenberger, der am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Veterinärmedizinischen (Vetmed) Universität Wien forscht, untersuchte mit einem deutschen Kollegen die Hormonprofile von 35 in europäischen Zoos gehaltenen Nashörnern, die während drei Jahrzehnten im Rahmen von Schwangerschaftstests (Trächtigkeitsuntersuchungen) erstellt wurden. Die Forscher verglichen zudem die Trächtigkeitsdauern der einzelnen Tiere und zwischen unterschiedlichen Arten.

Die Trächtigkeit ist bei Spitzmaulnashörnern (Diceros bicornis) durchschnittlich 460 Tage lang, bei Breitmaulnashörnern (Ceratotherium simum) 504 Tage, und bei Panzernashörnern (Rhinoceros unicornis) dauert sie rund 480 Tage, berichtet Schwarzenberger. Es gäbe aber große Variationsbreiten innerhalb der einzelnen Arten, nämlich Tragezeitunterschiede von rund sieben Wochen. Auch beim Zeitpunkt, wann das weibliche Sexualhormon "Gestagen" im Mutterkuchen (Plazenta) zur Entstehung und Erhaltung einer Schwangerschaft erstmalig produziert wird, gäbe es "ausgeprägte individuelle Unterschiede".

Die Jahreszeiten haben durch die verschiedenen Tageslichtlängen zum Zeitpunkt der Geburt ebenfalls einen großen Einfluss auf die Dauer der Trächtigkeit, so der Wiener Forscher: "Sie ist etwa eine Woche kürzer, wenn die Geburt im Sommer und nicht im Winter stattfindet."

Erkenntnisse unterstützen Zucht

Die Erkenntnisse sollen dafür sorgen, dass es in den Tiergärten mehr Nashornbabys gibt. "Die Umsetzung neuer physiologischer Erkenntnisse in international abgestimmten Zuchtprogrammen hat bereits maßgeblich dazu beigetragen, dass die Anzahl sich fortpflanzender Nashörner in Zoos während der letzten Jahrzehnte deutlich gestiegen ist", erklärt der Wissenschafter.

Frei lebende Nashörner sind laut der Roten Liste der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (IUCN - International Union for Conservation of Nature) entweder vom Aussterben bedroht, gefährdet oder nahezu bedroht, weil sie etwa von Wilderern erschossen werden. "Der Schutz von wildlebenden Populationen und die Zucht in Gefangenschaft sind wesentliche Maßnahmen, um die Erhaltung der Nashornarten zu sichern", heißt es in der Aussendung der Vetmed. (js/nt/af/apa)