Was prägt die Evolution von Haien - das Habitat, die Position in der Nahrungskette oder die Beute?

Ein Forschungsteam unter der Leitung von Faviel A. López-Romero von der Universität Wien ging dieser Frage anhand der Kieferform nach, denn die beeindruckenden Zähne und Unterkiefer zählen zu den auffälligsten Merkmalen der Raubtierart. Da sie eine Vielfalt an Beutetieren erjagen, sind Haie die Spitzenprädatoren der Ozeane. Das breite Beutespektrum spiegelt sich auch in den Anpassungen, die sie entwickelt haben, und die es ihnen ermöglichen, sich in allen Meereslebensräumen zu verbreiten, berichten sie in "Communications Biology".

Zahlreiche Lebensweisen

Haie haben eine Evolutionsgeschichte, die 180 Millionen Jahre zurückverfolgt werden kann. Gleichzeitig haben sie als Bodenbewohner, schnelle Schwimmer im offenen Meer oder kleine Arten in der Tiefsee viele Lebensweisen und Formen entwickelt. Um zu untersuchen, wie sich Lebensraum und Lebensstil auf die Entwicklung der Kieferform auswirken, wurden quantitative Analysen anhand von Röntgen-Computertomographie-Scans der Kiefer von 90 Hai-Arten durchgeführt und 3D-Rekonstruktionen erstellt.

Die Ergebnisse zeigen, dass bei sehr artenreichen Gruppen, wie den Requiemhaien, die Kiefer nur geringe Formschwankungen aufweisen und dass die meisten variablen Kiefer bei Arten gefunden wurden, die in der Tiefsee leben. "Obwohl Tiefseehaie weniger zahlreich sind, weisen sie die größte Formenvielfalt auf", erklärt López-Romero. Haie, die in der Tiefsee leben, sind an verschiedenste Nahrungsstrategien angepasst, vom reinen Verschlingen großer Stücke von Walen bis zum Fressen von Eiern. Bei den meisten Arten, die in Riffen leben, sowie bei Spitzenräubern im offenen Meer, scheinen die Möglichkeiten begrenzt zu sein, sodass sie hauptsächlich Fische und andere Haie fressen.